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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1964-07/0021
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HANS BENDER

fen, sie war betroffen, und so wurde sie geheilt. Das sind einmalige, nicht
beliebig wiederholbare Erfahrungen.»

Jung hat in seiner Erklärung das Stichwort, das nun weiterführt, nicht
genannt, da er es voraussetzte: Die Konstellierung eines «Archetypus»
in der Arzt-Patient-Situation. Gleich wie bei Zulliger die Aktivierung
eines «infantilen Vaterkomplexes» eine Anhäufung von Libido im Unbewußten
erzeugte, die zusammen mit der compassio zur Identifikation
mit dem Patienten führte, sieht Jung in seinem Fall einen «infantilen
Mutterkomplex» konstelliert, der durch Mitleid und Unterlegenheits-
gefühl ausgelöst wurde. In seiner Sprache: Der Archetypus der Mutter
wurde in seinen persönlichen und archaischen Gehalten wirksam und rief
durch seine erhöhte energetische Ladung bzw. numinose Wirkung jene
verstärkte Emotionalität hervor, die ihn, den Heiler, in ein teilweises
abaissement du niveau mental versetzte. Der unbewußte Wunsch, daß ein
Äquivalent jener «Mutterliebe, welche zu den rührendsten und unvergeßlichsten
Erinnerungen des erwachsenen Alters gehört und die geheime
Wurzel alles Werdens und aller. . . Wandlung bedeutet8», der Patientin
helfen möge, wurde mit dem ganzen Zauber kindlicher Erlebnisse lebendig
. Als Signal gleichsam hörte Jung halluzinatorisch ein Wiegenlied, das
seine Mutter seiner Schwester zu singen pflegte. In der unbewußten Verständigung
, im wechselseitigen Betroffensein wurde Jungs Wunsch, die
Patientin wie eine Mutter in den Schlaf zu wiegen und sie so von ihrem
Leiden zu heilen, wirksam. Die außergewöhnliche Wirksamkeit, das
«Wunder» der Blitzheilung erklärt Jung nun nicht in Begriffen einer
«affektiv zündenden Suggestion», sondern im Rahmen von Vorstellungen
, auf die er - «gleichsam als letzte Frucht seiner Forschungen,» wie
Jolande Jacobi sagt9-in seinen Studien über dieSynchroni^ität als ein Prinzip
akausaler Zusammenhänge™ hingewiesen hat. Es geht, kurz gesagt, um
folgendes: In einer archetypisch bedingten verstärkten Emotionalität,
in einem excessus affectus - wie Jung mit Albertus Magnus sagt - kann der
Erlebende in eine magische Ordnung der Welt eintreten, in der sich wie in
den Vorstellungen des Animismus oder der «primitiven Mentalität» sinnvolle
Entsprechungen ereignen, Natur und Psyche sich als aufeinander abgestimmt
erweisen und geradezu Wünsche Wirklichkeit werden. Das affektive
Feld erhält neue Qualitäten, die unabhängig von den raum-zeitli-
chen Dimensionen sind. Was sich in diesem Feld ereignet, ist der Kausalität
nicht unterworfen. Solche «synchronistischen» Phänomene sind in der


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