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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1964-07/0031
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JULE EISENBUD

den, die völlig der allgemeinen Annahme, der die Moral- und Wirtschaftsphilosophen
des 19. Jahrhunderts huldigten, entgegenlaufen, nach der
wir uns nämlich in einer Weise verhalten, die unsere Chancen nach Lust
und Sicherheit maximal vergrößert.

Daher lautet die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nicht einfach
, daß sich Psi auf unbewußter Ebene außerhalb der willentlichen Kontrolle
einstellt, sondern daß die Ziele, denen es dient - wie bei den
übrigen Funktionen des kognitiven Spektrums -, oft den bewußt angenommenen
zuwiderlaufen, die wir allzu unüberlegt als die <natürlichen>
oder <normalen> Ziele des Individuums ansehen.

Wir müssen jetzt noch eine weitere Aussage über diese Ziele machen.
Die Psychoanalyse hat mit der Untersuchung der gewöhnlich verborgenen
Determinanten unseres Verhaltens gezeigt, daß hinter den Abweichungen
von den sog. normalen oder zumindest gemeinhin akzeptierten
Motivationen, die einige Menschen fast immer und andere manchmal
zeigen, zwingende unbewußte Gründe liegen. Wenn ein Mensch ein sich
selbst herabsetzendes oder selbstzerstörendes Verhalten an den Tag legt,
so kann häufig aus seinen Träumen und Symptomhandlungen ein unbewußtes
Bestrafungsbedürfnis nachgewiesen werden. Darüberhinaus kann
die lebensgeschichtliche Entstehung solcher Ziele - die dem Menschen,
der die ganze Zeit seinem Bedürfnis Ausdruck verleiht, es nur gut machen
zu wollen und glücklich zu werden, völlig unbewußt sein können -
oft zurückverfolgt werden. Aber sogar die Psychoanalyse hat - abgesehen
von einem gelegentlich geäußerten vagen Verdacht, daß das Gegenteil
der Fall sei - meistens ein solches Verhalten als im Charakter wurzelnde
Abweichungen von einer unterstellten idealen Norm oder normalen
Spielbreite des Verhaltens angesehen. Es ist ihr nicht gelungen, eine Verbindung
zwischen der Existenz und Verteilung dieser selbst-destruktiven
Tendenzen und den umfassenden Forderungen eines Universums von
kompliziert ineinandergreifenden Ansprüchen herzustellen. Freud bewegte
sich vielleicht in dieser Richtung, als er den Todestrieb postulierte11,
den er mit Tendenzen biologischer Systeme in Beziehung setzte, einen
Dauerzustand des Gleichgewichts herzustellen. Aber sein Ausgangspunkt
für diese unbestritten behelfsmäßige Konstruktion waren die neurotischen
Probleme von Einzelmenschen. Seine Spekulationen in dieser
Richtung, denen er selbst irgendwie mißtraute, und denen die Mehrzahl
seiner Nachfolger immer noch nicht freundlich gegenüber steht,


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