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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1964-07/0092
EDITORIAL 89

eine sich über mehr als ein Jahr erstreckende Sendereihe des Österreichischen
Rundfunks, in der seit Oktober 1963 unter dem Titel «Falsche
Geister - echte Schwindler» öffentliche Diskussionen aufgezeichnet und
wiedergegeben wurden. Im Mittelpunkt stand ein Trickkünstler,
«Meister Allan», als Prestigeperson der «Entlarvung aller okkulten
Phänomene»; wissenschaftliche Gutachter unterstützten das Vorhaben,
alle behaupteten paraphysischen und parapsychischen Phänomene als
Betrug, Illusion oder Komplexbefriedigung leichtgläubiger Beobachter
hinzustellen. «Okkultgläubige» Phantastik wurde wirkungsvoll dargestellt
und gebrandmarkt und ein beträchtlicher Eifer gezeigt, solches
Material beizubringen. Was nicht in dieses Konzept paßte, wurde überhaupt
nicht beachtet. Nun kann man einem Trickkünstler den Mangel an
wissenschaftlicher Information noch als Wahrnehmung seiner Interessen
zugutehalten, nicht aber Wissenschaftlern, die sich in einem solchen
Rahmen verantwortlich äußern. Was soll man davon halten, wenn Dr.
H. Eppel, ein Wiener Fachpsychologe, zur Frage der außersinnlichen
Wahrnehmung nichts anderes zu sagen weiß als dies:

«Es wurden auch bei uns schon Experimente gemacht . . . auf Veranlassung
eines ausländischen Studenten. Soviel ich weiß, wurden damals
drei der angeblich besten holländischen Wahrsager zu Rate gezogen und
haben also mitgetan. Und herausgekommen ist dabei auch nichts. Sie
haben also nicht vorhergesehen oder wahrsagen können, um was es sich
gehandelt hat.»

Es kann nicht verwundern, daß dieser «Sachverständige» auf der Basis
solcher «Informationen» den Hinweis, es hätten sich doch sehr angesehene
Forscher positiv zu den parapsychischen Phänomenen geäußert,
mit den Worten zu entkräften vermeinte:

«Aber schauen Sie, wie auf anderen wissenschaftlichen Gebieten, wenn
sie eindeutig sind, müßte es doch bis heute möglich sein, sie einwandfrei
zu beweisen, so daß jeder halbwegs vernünftige kritische Mensch nicht
mehr daran glauben muß, sondern daß er weiß, es gibt sie tatsächlich.
Warum ist das bis heute nicht so?» (Sendung vom 28. II. 1964)

Es erübrigt sich ein Kommentar. Die Vorentscheidung setzt die jedem
Wissenschaftler anerzogene Haltung, sich bei einem Urteil gewissenhaft
zu informieren, außer Funktion. Das Pro und Contra wird nicht abgewogen
, sondern in geradezu entwaffnender Naivität Kritik durch «Gerede
» (Heidegger: ohne vorgängige Zueignung der Sache) ersetzt.


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