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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1964-07/0144
DIE HYPOTHESE DES ENTLARVUNGSTECHNIKERS 141

sein Handeln nach dem Traum ausgerichtet hat, sind für die Glaubwürdigkeit
des Berichterstatters in der Sache sehr aufschlußreich.

So erscheint der Bischof noch mehr als zwei Stunden nach dem Traum
dem Diener derart blaß, daß dieser fragt, ob sein Herr krank sei. Lanyi
aber geht auf keine Diskussion ein, sondern erteilt eine Anweisung: der
Diener soll die Mutter und den Gast rufen, er will «jetzt gleich die hl.
Messe für die Hoheiten lesen» und begründet seine Maßnahme: «denn ich
hatte einen schrecklichen Traum». Als alle drei Personen beim Bischof
versammelt sind, erzählt er seiner Mutter in Anwesenheit der beiden anderen
den Traum. Und es muß sich zwischen Mutter und Sohn dann ein
Dialog entsponnen haben - für diese Tatsache spricht ein Satz, der im
Originalmanuskript P. Donats enthalten ist, in den «Balkanstimmen» jedoch
fehlt: «Mutter bat mich, die Messe für die Hoheiten zu lesen. Natürlich
, sagte ich, deswegen habe ich sie ja rufen lassen.»

Analysiert man die Abfolge dieser Details, so stößt man auf eine zwingende
Folgerichtigkeit der Handlungen und Reaktionen der beteiligten
Personen. Aber diese innere Geschlossenheit des Berichtes spricht lediglich
für die getreue Wiedergabe der Begebenheiten vom Morgen des
28. Juni. Die Logik der geschilderten Abläufe wird erst deutlich, wenn
man probeweise zu unterstellen versucht, der Bericht stamme vom 29.
Juni 1914 (sofern man die Aussage des Gastes, Frl. S., der Bischof habe
den Traum entweder an «demselben Tag, als er die Nachricht erfuhr, oder
am Tag darauf» erzählt, durchdenken möchte). In diesem Falle erscheint
der letzte Satz des Traumtextes und mit ihm die «Pointe» des Berichtes
völlig absurd.

Wie aber argumentiert Gubisch? Er nimmt ein recht wichtiges Detail -
die Meßfeier Bischof Lanyis für die Hoheiten - aus einem Zusammenhang
, der seiner Meinung eine Korrektur auferlegen könnte, und bringt es
an einer Stelle unter, wo es seiner Beweisführung nützlich erscheint. Und
so findet er es «ganz unwahrscheinlich», daß die Zeugin ein so aufwühlendes
Erlebnis vergessen haben sollte, «dessentwegen der Bischof eigens
eine Messe zu lesen sich angeschickt hatte!» Glaubt Gubisch etwa, Bischof
Lanyi habe eine Messe zelebriert und dabei Dinge, die ihm heilig sind,
mißbraucht, um einen Traum glaubhaft zu machen, den er nicht gehabt
hat? Oder um in den Worten des Entlarvers zu sprechen, weil «der Hergang
gar nicht so war, wie der von Träumen so eingenommene Bischof
. . . aufgefaßt wissen möchte»?


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