Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0007
4

GERHARD SANNWALD

ATh jiy: «Der tiersprachenkundige Knabe» und ATh /2j: «Der Traum»3

In einer Erzählung des aus dem Mittelalter stammenden und in lateinischer
Sprache geschriebenen Romans von den sieben weisen Meistern4 hat
ein junger Mann die Sprache der Vögel erlernt. Als er eines Tages mit
seinem Vater unterwegs ist, hört er die Vögel sagen, seine Eltern würden
ihm das Wasser reichen, damit er seine Hände waschen könne. Als der
Vater ihn drängt, ihm die Prophezeiung mitzuteilen, tut es der junge Mann
zögernd. Der Vater erzürnt sich so sehr, daß er seinen Sohn ins Meer
stürzt. Er wird gerettet und kommt in ein fremdes Land. Dessen König
wird seit Jahren von Raben verfolgt. Der junge Mann findet heraus,
welche Bewandtnis es damit hat und befreit den König. Deshalb erhält er
dessen Tochter zur Frau. Einige Zeit danach besucht der junge König
seine Eltern, die ihn nicht erkennen. Sie reichen dem vornehmen Fremden
Wasser, damit er seine Hände wasche. So erfüllt sich die Prophezeiung
.

Dieser Typus hat sich über ganz Europa verbreitet und verschiedene
Varianten hervorgebracht5. Vor allem hat sich eine Version ausgebildet,
in der die Weissagung, daß der Sohn erhöht, seine Eltern aber zu seinen
Dienern erniedrigt würden, nicht von Vögeln, sondern von dem Helden
selbst kommt. In den «Contes bretons» von F. M. Luzel6 findet sich die
«Geschichte von Christic, der Papst in Rom wurde.»

Ein Ehepaar hat einen Sohn. «Der Knabe hatte ein gutmütiges Gesicht, und
er wuchs wie das Farnkraut auf der Heide. Man schickte ihn zur Schule, und er
lernte alles, was er wollte. An seinem Schulweg lag eine alte, zerfallene Kapelle.
Im Sommer, wenn das Wetter schön war, kamen die Frauen aus dem Nachbardorf
hier zusammen und spannen und sangen im Schatten, und wenn Christic
mit seinen Büchern unter dem Arm vorüberging, so riefen sie ihn herbei, um
ihn zu umarmen - denn er war ein so lieber Junge - und um ihn predigen und
von seinen Studien reden zu hören. Oft hielten sie ihn den ganzen Tag lang auf,
und er kam nicht zur Schule. Eines Tages kam der Lehrer zu den Eltern, um
sich zu beschweren, und der arme Junge bekam Prügel. Darüber wurde er so
böse, daß er zu seinem Vater sagte: «Der Tag wird kommen, da Ihr mir die
Füße waschen werdet!» Und zu seiner Mutter gewendet sagte er: «Und Ihr,
Mutter, werdet mir das Handtuch reichen, um sie abzutrocknen.»

Von diesem Augenblick an haßten ihn Vater und Mutter, und sie mochten
ihn nicht mehr um sich haben. Eines Tages befahlen sie daher einem Diener,
ihn in den Wald zu führen, zu töten und seine Zunge auf einer Schüssel vorzuweisen



Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0007