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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0022
PARAPSYCHISCHE PHÄNOMENE IM VOLKSMÄRCHEN 19

erhalten hat. Es ist die urtümliche Idee, daß «das Herz», «die Seele», «das
Leben», «die Lebenskraft» eines Menschen den Körper verlassen oder
sich überhaupt in einem Gegenstand der Außenwelt konzentrieren und
konkretisieren könne. Diese Vorstellung - und deshalb seien die einschlägigen
Volksmärchen hier betrachtet - hat Beziehungen zu einem
Problemkreis, der ebenfalls zum Forschungsbereich der Parapsychologie
gehört, nämlich zu den sog. Exkursionsphänomenen26. Immer wieder
wird nämlich von Menschen erzählt, die unter besonderen Umständen -
in tiefer Narkose, im hypnotisierten Zustand oder in todnaher Bewußtlosigkeit
- aus ihrem eigenen Körper herausgetreten seien und - unsichtbar
für andere Personen - beobachtet hätten, was mit ihrem unbeweglich
daliegenden Körper geschah. Mitunter wird auch berichtet, wie dieser
Fluidalleib - oder wie man ihn nennen will - den Raum verlassen und an
anderen Örtlichkeiten Beobachtungen gemacht habe, die nach dem Erwachen
aus der Narkose, der Hypnose oder dem Koma reproduziert
werden konnten. Auf diese Weise sei die betreffende Person zu Kenntnissen
gelangt, die sie, so wird behauptet, auf normalem Wege nicht erworben
haben konnte, die sich aber hinterher als zutreffend herausstellten.

Dieses Phänomen, dessen wissenschaftliche Untersuchung durch die
Parapsychologie wegen enormer methodischer Schwierigkeiten noch
ganz in den Anfängen steht, wird, soweit ich sehe, in dieser Form in den
Volksmärchen zwar nicht bezeugt, spielt aber in den Mythen und den
mythisch-kultischen Vorstellungen zahlreicher Völker eine große Rolle.
Sibirische Naturvölker glauben oder glaubten zum Beispiel, daß die
Schamanen dadurch in Kontakt mit göttlichen oder dämonischen Wesen
treten, daß im Zustand der Ekstase ihre Seele aus dem Leib austritt und
sich in die Regionen begibt, in denen diese Wesen wohnen, während der
Körper wie tot daliegt. Von dieser «Seelenreise» bringen sie dann Erkenntnisse
mit, die entweder für den Stamm oder für einzelne seiner Angehörigen
von Nutzen sind.

Auch von den Berserkern der germanischen Mythologie wird Ahnliches
behauptet. Allerdings bezeichnen diese Sagen den Übergang zu
einem weiteren Vorstellungskreis, in dem sich die aus dem Leib ausgetretene
Seele in ein Tier verwandelt und in dieser Gestalt auch für andere
Menschen sichtbar ist.

In der isländischen Sage von Hrolf Kraki wird Hrolf von seinen Feinden
überfallen. Alle seine Recken mit Ausnahme des Bodwar Bjarki begleiten


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