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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0023
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GERHARD SANNWALD

König Hrolf im Kampf gegen Hjorward. Da sehen Hjorward und seine Mannen
, daß ein großer und starker Bär dicht vor König Hrolf hergeht. Hieb- und
Schußwaffen gleiten ohne Wirkung von ihm ab, er stürzt Männer und Rosse
nieder und zermalmt die Leute mit Klauen und Zähnen. Hjalti, ein Recke
Hrolfs und Freund Bodwars, sieht sich um und vermißt diesen noch immer.
Da läuft er zurück zur Königshalle und sieht hier den Bodwar ganz müßig
sitzen. Hjalti schilt ihn, daß er ruhig in der Halle bleibe, während König Hrolf
in Not sei, und bedroht ihn. Da erhebt sich Bodwar seufzend und geht mit
hinaus zum Kampf. Alsbald verschwindet der Bär. Der Kampf aber endet mit
Hrolfs und seiner Recken Fall.27

Von der Vorstellung, die sich in dieser Sage ausdrückt, bis zu der anderen
, daß sich die exteriorisierte Seele dauernd an ein Tier oder auch
einen leblosen Gegenstand binden könne, ist kein weiter Weg. (Damit soll
allerdings nicht gesagt sein, daß es sich dabei um eine konstante, aufsteigende
Entwicklungslinie handelt; der letztgenannte Typus setzt die
zuvor erwähnten keineswegs voraus.) J. G. Frazer hat eine Fülle völkerkundlichen
Materials gesammelt, das diese außerordentlich weit verbreitete
Idee bezeugt und belegt. Er schreibt28:

«If only the safety of the soul can be ensured during its absence, there is no
reason why the soul should not continue absent for an indefinite time; indeed a
man may . . . desire that his soul should never retourn to his body .. . The
savage thinks of it as a concrete material thing of a deflnite bulk, capable of
being seen and handled, kept in a box or jar, and liable to be bruised, fractured,
or smashed in pieces. It is not needful that the life, so conceived, should be in
the man; it may be absent from his body and still continue to animate him by
virtue of a sort of sympathy or action at a distance. So long as this object
which he calls his life or soul remains unharmed, the man is well; if it is
injured, he suffers; if it is destoyed, he dies. Or, to put it otherwise, when a man
is ill or dies, the fact is explained by saying that the material object called his
life or soul. . . has either sustained injury or been destroyed ...»

Genau diese Vorstellung nun liegt dem Märchentypus von der exte-
riorisierten Seele zugrunde. Meist ist es ein Riese, ein Drache oder ein
sonstiger Unhold, dessen Leben und Unverwundbarkeit dadurch gesichert
ist, daß seine Seele, sein Herz oder seine Lebenskraft sich in einem
Ei befindet. Dieses Ei wiederum ist von mehreren ineinander geschachtelten
Tieren umschlossen, die der Held des Märchens, der das Geheimnis
von einer im Hause des Unhold gefangenen Prinzessin erfahren hat,
nacheinander überwinden muß, um endlich an das Lebensei zu kommen.
Dieses wirft er dann dem Unhold an die Stirn, so daß es zerbricht - und
augenblicklich ist der Unhold tot.


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