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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0025
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GERHARD SANNWALD

den Boden falle, müsse er es suchen und in Wasser legen, dann werde er, Bata,
wieder aufleben. Daß ihm aber etwas zugestoßen ei, erkenne Anubis daran,
daß ein Krug Bier, den man ihm reicht, aufschäume.

Dieser Fall trifft bald ein. Anubis kommt und sucht Batas Herz, findet
es aber erst nach langer Zeit. Dann macht er den Bruder wieder lebendig,
der in der Folge aber noch durch mehrere andere Verwandlungen hindurch
muß, bis er schließlich König wird und sich in Ruhe seines Lebens
erfreuen kann.

In diesem Märchen findet sich auch ein Zug, der ebenfalls noch Gegenstand
unserer Erörterungen sein wird: das «Lebenszeichen», an dessen
Zustand sich ablesen läßt, wie es um einen in der Ferne weilenden
Menschen bestellt ist.

Im Schah-name, Firdusis Sammlung altpersischer Heldensagen, führt
der Wundervogel Simurgh den Helden Rüstern zu einer fernen Ulme, an
die das Leben seines Feindes Isfendiar gebunden ist, und heißt ihn den
stärksten Zweig davon abzubrechen und aus ihm einen Pfeil zu machen.
Mit diesem Pfeil tötet Rüstern am nächsten Tag den sonst unüberwindlichen
Isfendiar.

Unter Umständen ließe sich hier auch der griechische Meleagros-
Mythos, den wir bereits in anderem Zusammenhang betrachteten (siehe
S. 177 f.), noch einmal heranziehen. Denn seit dem Schicksalsspruch der
Moira ist Meleagros' Leben an das Holzscheit gebunden, das seine Mutter
schnell aus dem Feuer genommen hatte. Sie hat nun Gewalt über das
Leben ihres Sohnes, denn sobald sie das Scheit verbrennt, muß Meleager
sterben. Tatsächlich tut sie das eines Tages aus Zorn darüber, daß er ihre
beiden Brüder getötet hat. Die Empfindungen, die, während der Holzklotz
verbrennt, Meleagros verspürt, erinnern sehr an die des Märchenunholds
, als sein Herz langsam zerdrückt wird. Bei Ovid heißt es
darüber31:

«Nichts argwöhnend und fern wird jetzt Meleagros von jenem Feuer durchglüht
und fühlt die Geweide von heimlichem Brande innen gedörrt; doch
männlich bezwingt er die schrecklichen Leiden . . . Mit dem Brand steigt höher
die Drangsal; wieder ermatten sie nun, und zugleich sind beide erloschen, und
es verliert sich gemach in die wehenden Lüfte der Atem, während die Kohle
gemach von weißlicher Asche umhüllt wird.»

Die magische Verknüpfung zwischen dem Leben eines Menschen und
einen bestimmten Gegenstand drückt sich auch in jenen parapsychologischen
Phänomenen aus, die bislang schwer in das Begriffsgerüst der


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