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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0026
PARAPSYCHISCHE PHÄNOMENE IM VOLKSMÄRCHEN 23

Parapsychologie einzuordnen sind: man kann sie sowohl als psychokine-
tisch interpretieren als auch - wie die Spiritisten behaupten - durch das
Wirken von Geistern verursacht. Wir meinen jene immer wieder berichteten
Erscheinungen, wonach sich etwa der Tod nahestehender Personen
dadurch ankündigt, daß mit leblosen Gegenständen etwas geschieht:
Bilder fallen von der Wand, Spiegel zerbrechen oder was dergleichen mehr
ist. Natürlich ist es schwierig, solche Vorkommnisse zu verifizieren, aber
allein die Tatsache, daß sie erzählt und weithin auch geglaubt werden,
weist daraufhin, wie sehr auch wir heutigen Menschen noch Brüder jener
sind, die die Vorstellungen über die exteriorisierte Seele konzipierten
und in unzähligen Märchen und Mythen ausdrückten.

ATh )0): «Die Zwillingsbrüder»

Wenn zwischen dem Leben eines Menschen und einem Gegenstand, in
dem seine Seele konkretisiert ist, eine magische Beziehung bestehen soll,
so liegt die Annahme nahe, daß nicht nur eine Beschädigung oder Zerstörung
den betreffenden Menschen krank macht bzw. tötet, sondern daß
umgekehrt auch ein Unglück, das dem Menschen zustößt, an jenem Gegenstand
sichtbar wird. In der Tat ist diese Vorstellung ebenso alt und
ebenso weit verbreitet wie die im vorigen Abschnitt besprochene. Es
handelt sich um das «Lebenszeichen», das, während eine Person weit entfernt
ist, den Zurückgebliebenen Auskunft darüber gibt, ob sie sich wohl
befindet oder ob ihr etwas zugestoßen ist.

Diese Lebenszeichen treten uns in den Volksüberlieferungen in großer
Mannigfaltigkeit entgegen. Im ägyptischen Bata-Märchen ist es ein überschäumender
Krug Bier, der dem zuhause gebliebenen Anubis anzeigen
wird, daß sein Bruder Bata in Not ist. Ein häufiges Märchenmotiv besagt,
daß jeder von zwei oder drei Brüdern, die sich an einem Kreuzweg trennen
, um getrennt ihre Abenteuer zu bestehen, ein Messer in einen Baum
stößt. Der, dessen Messer eines Tages rostig oder blutig sein wird, ist in
Lebensgefahr oder tot32.

Sehr oft ist es eine bestimmte Pflanze: eine Blume oder ein Baum, die
als Lebenszeichen eingesetzt wird. In einem indischen Volkslied muß
ein Mann kurz nach seiner Heirat seine schöne junge Frau verlassen; er
pflanzt Lavendel in den Garten und heißt sie darauf achten; solange er


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