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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0029
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GERHARD SANNWALD

weist zugleich auf ein weiteres in der Parapsychologie wichtiges Gebiet
hin. «Sensitive», also Menschen, die über willkürlich einsetzbare paranormale
Fähigkeiten verfügen oder zu verfügen glauben, lassen sich oft
durch einen Gegenstand, der mit einer bestimmten, unter Umständen
weit entfernten Person in Zusammenhang steht, zu Aussagen über diese
Person anregen. Sie sind, sofern sie überhaupt paranormale Begabung
haben, stets dann am erfolgreichsten, wenn dieser Gegenstand in irgendeiner
Weise affektbesetzt ist, das heißt, wenn er im Leben der betreffenden
Person eine wichtige Rolle gespielt hat39. Diese sog. Psychometrie ist für
die parapsychologische Forschung deswegen so bedeutsam, weil sie relativ
leicht nachprüfbar ist und daher recht günstige Möglichkeiten der
Verifikation und damit des Existenzerweises paranormaler Faktoren bietet
.

Wir stehen mit diesen Erörterungen bereits nah an der Grenze zu jenem
Bereich, den man gemeinhin mit «sympathetischer Magie» bezeichnet
. Auch der Zauberer oder Medizinmann bei Naturvölkern bedient sich
bestimmter Gegenstände, die am zweckmäßigsten vom Körper einer
Person stammen oder sonst in einem nahen Zusammenhang mit ihr
stehen, um diese Person in irgendeiner Weise über größere oder geringere
Entfernung hin zu beeinflussen. Er glaubt z. B. eine Person dadurch
töten zu können, daß er etwa ein von ihr stammendes Haarbüschel oder
eine Nachbildung dieser Person verbrennt bzw. auf eine sonstige Weise
vernichtet. Diese uralte, schon in altägyptischen und altbabylonischen
Texten bezeugte Art der Magie spielt allerdings in den Märchen keine
sehr große Rolle. Der Unhold: sei es ein Drache, ein Riese, ein Zauberer
oder eine Hexe, hat in der Regel nur dann Macht über eine Person, wenn
sie sich voll und ganz in seinen Händen befindet. Ist sie entwichen, so
kann der Unhold wohl mittels magischer Manipulationen (aus Zauberbüchern
oder Zauberspiegeln) ihren Aufenthalt erkennen, kann aber auf
diese Weise den Flüchtling nicht zurückholen, sondern muß zu diesem
Zweck jemanden hinterherschicken oder sich selbst auf den Weg machen40
. Eine sympathetisch-magische Beziehung der betrachteten Art
kommt höchstens darin zum Ausdruck, daß gerade in diesem Märchentyp
von der magischen Flucht der Fliehende auf die Schwelle spuckt: um
den Unhold zu täuschen und die Entdeckung der Flucht zu verzögern,
gibt der Speichel dann stellvertretend für den Geflohenen auf Fragen des
Unholds Antwort. Auch die drei Blutstropfen im Tüchlein, das im


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