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W. H. C. TENHAEFF

totenbleich diesem Befehl. Kaum war er zu den drei Henkern gekommen,
wurde er von ihnen angegriffen. In diesem Augenblick lief auch die
Träumerin über diese Brücke, wobei sie ihrem sehr erschrockenen und
weinenden Kind verbot, ihr zu folgen. Sie flehte die Henker an, sie an
Stelle ihres Mannes zu nehmen. Einer von ihnen ergriff sie und legte ihre
beiden Hände auf einen großen Block. In diesem Augenblick erwachte
Frau van der H. mit einem Schrei.

Im Februar 1934 wurde der Ehemann der Träumerin unerwartet
krank. Nach großem Leiden starb er am 26. April 1935 an einem Hirntumor
. Durch diesen Todesfall geriet Frau v. d. H. in Schwierigkeiten
(«onthand»). «Onthand geraken» (wörtlich: seiner Hände beraubt werden
) ist ein typisch niederländischer Ausdruck. Man will damit sagen,
«daß man etwas sehr vermißt». - Die Henkersknechte wollten ihr die
Hände abschneiden!

Bei der Durchsicht größerer Sammlungen spontaner Fälle zeigt sich,
daß vielfach das Symbol der Brücke vorkommt. Diese Brücken-Träume
stehen in der Regel im Zusammenhang mit Sterbefällen. Die Brücke
symbolisiert den «Übergang» von dem diesseitigen in ein jenseitiges
Leben. So berichtet z. B. Aniela Jaffe in ihrem Buch über «Geistererscheinungen
und Vorzeichen» (Zürich 1958) von einem Mädchen aus Solo-
thurn, die in einer bestimmten Nacht träumte, daß sie auf der Bahnhofsbrücke
in Zürich ihre Kusine traf, die ihr mitteilte, daß ihre Großmutter
gestorben war. Am folgenden Morgen erhielt sie die Nachricht,
daß ihre Großmutter in derselben Nacht völlig unvermutet verschieden
war.

Solche und ähnliche Brückenträume können, wie Aniela Jaffe ausführt,
in Verbindung mit Jungs Anschauung über das kollektive Unbewußte
und die Archetypen gebracht werden. Im Volksglauben und in der
Mythologie galt die Brücke immer als ein besonderer Ort, der unter dem
Schutz der Götter stand und den die Abgeschiedenen benutzen mußten,
um «das andere Ufen> zu erreichen.

Auch der weiße Schnee kann als kollektives Symbol angesehen werden
. Im Gegensatz zum Schwär^ das ebenfalls eine Trauerfarbe ist und in
Beziehung zu dem Kummer steht, den das Sterben nahestehender Menschen
mit sich bringt, hat Weiß mit dem Freiwerden von allem irdischen
Leid zu tun, auch mit der Reinigung und der Erleuchtung, die nach
traditionellen Glaubensanschauungen den Abgeschiedenen zuteil wer-


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