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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0116
DIE ANALYSE PARAGNOSTISCHER EXPERIMENTE II3

recht gering, aber die Validität mancher psychologischer Tests und Beurteilungen
liegt bekanntlich nicht viel höher.

Außer der quantitativen sollte natürlich auch eine qualitative, d.h.
thematisch orientierte Analyse des Protokolls erfolgen. Das würde jedoch
den Rahmen dieses Aufsatzes überschreiten und ist außerdem für eine Anzahl
typischer Croiset-Protokolle bereits früher getan worden (Bender
1957). Ein Punkt ist jedoch auch für die statistische Analyse wichtig,
nämlich das Problem subjektiver Verfälschungen bei der Stellungnahme
zu den einzelnen Aussagen des Protokolls. Auch bei optimaler Aufgliederung
des Protokolls und pedantischer Formulierung der Fragen ist
nämlich stets mit einer Anzahl unzutreffender Antworten zu rechnen, was
aus der Analyse psychologischer Fragebögen zur Genüge bekannt ist.
Dabei braucht es sich keineswegs um bewußte Täuschung zu handeln.
Bei gutwilligen Versuchspersonen werden es weit eher unbewußte Einstellungen
, Vorurteile, Verdrängungen usw. sein, die die Antworten
verfälschen. Eine bestimmte Art dieser Verfälschungen ist für die
statistische Analyse allerdings ungefährlich: Wenn eine Frage einen derartigen
Aufforderungscharakter hat, daß sie im Kollektiv insgesamt
stärker oder schwächer bejaht wird, als es den Tatsachen entspricht, dann
verschiebt sich hauptsächlich der Mittelwert der Gesamtverteilung, und
die relativen Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen bleiben
erhalten. Handelt es sich jedoch um eine individuelle Einstellung, irgendeine
überwertige Reaktion auf ein bestimmtes Thema, eine Erinnerungslücke
durch Verdrängung usw., so tritt eine individuelle Fehlbeantwortung
ein, die zu einem Fehler in der Antwortenbewertung führen muß.

Als Beispiel sei die Aussage (5) des Protokolls A betrachtet, wobei es
sich freilich um eine rein hypothetische Überlegung handelt, die lediglich
zur Demonstration dienen soll: Fräulein J. bestätigt, einen Bettler
gesehen zu haben (5 a), dessen Anblick sie offenbar innerlich erregt hat,
denn sie fühlte sich dazu gedrängt, mit einem Kommilitonen ein längeres
Gespräch über ihn zu führen. Sie verneint jedoch die Behauptung (5 b),
er habe sie an einen früheren Bekannten erinnert. Nun wäre es psychologisch
sehr plausibel, daß diese Erinnerung tatsächlich stattfand, die für
den Bekannten entwürdigende Assoziation jedoch sofort verdrängt wurde
und der zugehörige Affekt sich dann im rationalisierenden Gespräch über


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