Freiburger historische Bestände - digital

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JOHN MISCHO

a) Unspet(ifischey ungerichtete Geräuschgestalten

In dieser Gruppe sind 2usammengefaßt: Poltern, Rascheln, Rasseln,
Kratzen, Klirren, Geplätscher und Knallen. Drei Beispiele sollen veranschaulichen
, wie diese Form der Lautgestalten sich manifestiert und
erlebt wird.

Herr P. P. aus einer norddeutschen Stadt berichtet:
Fall Nr. 5:

Wir haben eine Hochparterrewohnung in einer ruhigen Wohngegend.
Eines Morgens werden meine Frau und ich durch starkes Kratzen an den
Fensterläden geweckt. Ich springe zum Fenster, reiße es auf und schaue auf
die Straße. Weit und breit ist nichts zu entdecken. Das Rumoren an den Fensterläden
setzt uns umso mehr in Erstaunen, als es bereits dämmert. Zudem
hätte man hochklettern müssen, um dieses Geräusch zu erzeugen.

Nachmittags - wir saßen beim Kaffee - macht uns ein Kratzen und Schaben
an der äußeren Mauerwand der Küche stutzig. Ich laufe hinaus - keine Spur
von irgendwelchen spielenden Kindern oder versteckten Lausbuben.

In die Küche zurückgekehrt, setzt das Geräusch erneut ein. Wieder eile ich
hinaus, aber niemand ist auf dem Hof oder der Straße zu erblicken.

Nach einer guten Stunde sucht uns meine noch sehr rüstige Mutter, 61 Jahre
alt, auf; sie wohnte eine Viertelstunde von uns entfernt. Sie war ziemlich verstört
und erzählte, daß es heute früh bei ihr gespukt habe. Mein Vater - ihr
Mann - müsse gestorben sein.

Meine Eltern lebten seit Jahren getrennt voneinander, ein gelegentlicher
Schriftverkehr bildete die einzige Brücke. Meine Mutter zeigte sich nicht
überrascht, als meine Frau und ich unsere Wahrnehmungen berichteten. Noch
am gleichen Abend fuhr sie zum Vater nach Pommern, traf ihn aber nicht
mehr an: er war tags zuvor gestorben.

Das Geräusch des Kratzens und Schabens in diesem Bericht gibt
einen Hinweis auf die prinzipielle Funktion, welche die unspezifischen
Geräuschgestalten in den Ankündigungserlebnissen haben: sie erregen
Aufmerksamkeit, fordern unter Umständen dazu heraus, eine rational
faßbare Ursache zu suchen. Herr P. und seine Frau deuten das ihnen
unerklärliche Geschehen nicht; erst als die Mutter sie aufsucht und von
ähnlichen, nicht näher beschriebenen Erfahrungen berichtet, verdichtet
sich das Erlebte zu einem bösen Omen: Tod des Vaters - und es werden
Vorkehrungen getroffen, das Handeln wird entsprechend ausgerichtet.