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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1965-08/0179
DAS BLUT WUNDER DES HL. JANUARIUS

IN NEAPEL

VON HANS BENDER

Immer häufiger kommt es in jüngster Zeit zu Gesprächen zwischen
katholischen Theologen und Parapsychologen über das Problem des
Wunders. Das bekannte Wort des hl. Augustin schafft eine gemeinsame
Diskussionsbasis: «Ein Wunder geschieht nicht im Widerspruch zur
Natur, sondern zu dem, was wir von der Natur wissen». In funktioneller
Betrachtung zeigen bestimmte Formen von Wundern im Sinne der
katholischen Kirche unverkennbare Analogien mit Mustern paranormaler
Phänomene wie etwa die weinende Madonna von Syrakus, Wunderheilungen
oder außergewöhnliche Erscheinungen an Blutreliquien,
um nur einiges zu nennen. Die Diskussion trifft nicht den Zeichencharakter
des Wunders. Unberührt von der in Frage stehenden funktionellen
Analogie der Wunder mit paranormalen Phänomenen, bleibt
ihre religiöse Interpretation als «signum Dei». Das Gespräch geht um die
Auffassung des Wunders als eines Vorgangs «extra oder praeter ordinem
naturae», wie sie in der thomistischen Wunderdefinition verankert ist.

Eine vorbehaltslose Diskussion kann sich besonders an außergewöhnlichen
Erscheinungen entzünden, die zwar in größter Annäherung alle
Merkmale von Wundern im Sinne der katholischen Glaubenslehre aufweisen
, aber aus oft nicht offenliegenden Gründen von der Kirche zurückhaltend
nicht als «Wunder» offiziell anerkannt sind. Dazu gehört
das «Miracolo di S. Gennaro» in Neapel, das Blutwunder säkularer Tradition
, das auf das Engste mit den bewegten historischen Geschicken
jener einzigartigen Stadt verknüpft ist. Es ist viel beschrieben worden -
das Literaturverzeichnis der Monographie von G. B. Alfano und
A. Amitrano1 gibt 1470 Titel an - aber es gilt außerhalb eines kleinen
Kreises von Kennern eher als Kuriosum und nicht als den forschenden
Geist beunruhigendes Phänomen. Dies ist um so unverständlicher als es
sich seit Jahrhunderten immer wieder mehrmals im Jahre vollzieht: Anfang
Mai und am 19. September und den jeweils darauf folgenden sieben
Tagen, weiter am 16. Dezember und bei außerordentlichen Gelegenheiten
wird eine, in einer Phiole eingeschlossene, feste, schwärzliche Masse -


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