Freiburger historische Bestände - digital

DAS «ROUND-TABLE-EXPERIMENT» - EIN NEUER
VERSUCHSPLAN FÜR ASW-GRUPPENVERSUCHE

VON ULRICH TIMM

I. DER VERSUCHSPLAN

Die anschauliche, aber recht unspezifische Bezeichnung «Round-Table-
Experiment» hat sich im Institut für Grenzgebiete der Psychologie im
Laufe der Zeit so eingebürgert, daß sie auch hier beibehalten werden
soll. Sie bezieht sich auf einen vom Verfasser entwickelten generellen
Versuchsplan, der den Ablauf und die statistische Auswertung von
ASW-Experimenten in neuartiger Weise modifiziert. Für seine Entwicklung
waren folgende Überlegungen maßgebend:

a) Als experimentell gesichert kann eine Tendenz der ASW-Leistung
zur Inkonstanz angesehen werden, d.h. zu zeitlichen Schwankungen innerhalb
einzelner Experimente wie auch größerer Serien. Die Leistungsschwankung
innerhalb eines Experiments kann sich gelegentlich so
äußern, daß eine Zeitlang überzufällig viele Treffer aufeinanderfolgen,
danach eine «Zufallsphase» mit nur wenigen (zufälligen) Treffern eintritt
, danach wieder eine «Leistungsphase» usw. Es wäre daher eine Versuchsanordnung
nützlich, die den Versuch jeweils dann abbricht, wenn
nach einem bestimmten Kriterium das Ende einer «Leistungsphase» angenommen
werden kann, und ihn erst nach einer «Erholungsphase»
wieder aufnimmt.

b) Gleichfalls als gesichert kann eine positive Beeinflussung der Resultate
durch das «affektive Engagement» an dem Versuch angesehen werden.
Eine von zahlreichen Möglichkeiten, das Interesse des Probanden während
des Versuchs wach zu halten, besteht in einer «Belohnung» guter
Leistungen. Erfolgt diese tinmittelbar nach jedem Treffer, so ist sie darüber
hinaus geeignet, eine lernmäßige Fixierung der zum Erfolg führenden
psychischen Konstellationen zu fördern.

c) Ein weiteres bewährtes Mittel, ASW-Leistungen zu provozieren
und den Ablauf der Versuche auch über größere Zeitspannen hinweg
spannungsvoll und affektbetont zu gestalten, ist (wenigstens bei vielen
Probanden) die Herstellung einer Gruppen-Konkurren^situation. Ihre