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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1968-11/0064
THEORIEN DER ASW

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ner psychotherapeutischen Praxis bereits war Jung auf parallel verlaufende
Ereignisse verwandten Inhaltes gestoßen, wie Parallelträume,
spukartige Phänomene und ganz eigenartige «Zufälle». Alle standen sie
in sinngemäßer Beziehung zu der psychischen Situation irgendeines Patienten
, den er gerade analysierte. Die Koinzidenzen kamen unerwartet,
ähnlich den von Wilhelm von Scholz berichteten «sinnvollen Zufällen»,
zu denen auch der allbekannte Ring des Polykrates gehört. Gleichwie
v. Scholz auf dem von ihm gesammelten Material die Theorie von der
«Anziehungskraft des Bezüglichen» errichtete (v. Scholz 1950), trat
Jung gegen Ende seines Lebens, im Einvernehmen mit dem Physiker
Wolfgang Pauli, mit der Synchronizitätslehre hervor (Jung 1952).

Unter Synchronizität versteht Jung den gleichzeitigen Eintritt von
Geschehnissen, die unter sich zwar nicht in kausalem Zusammenhang
stehen, aber durch ihre Gleichartigkeit oder ihren Sinn mit einander verknüpft
sind, m.a.W. das sinnvolle Angeordnetsein. Dieses gegenseitige
Verhältnis bezeichnet Jung mit dem Namen «Synchronizität». Dieser
Name, als Adjektiv synchronistisch geheißen, unterscheidet sich von
dem üblichen «synchron», womit nur die zeitliche Koinzidenz gemeint
ist, ohne daß in ihr ein sinnvoller Zusammenhang erkennbar ist. Jung
schien das neue Modell nicht nur auf Vorfälle aus der Psychoanalyse zu
passen, sondern auch auf paranormale Vorgänge, angefangen bei der
Telepathie - für ihn ein bloßes Wort - über Hellsehen, Präkognition und
Retrokognition, bis zu spukartigen Erscheinungen. Dazu gehören das
Herabfallen eines Bildes, Anklopfen und ähnliche Geräusche beim Tode
eines weitab befindlichen Angehörigen oder Freundes sowie das Stehenbleiben
von Uhren aus diesem Anlaß. Dem Naturphilosophen Jung erscheinen
solche Parallelismen auf geheimnisvolle Weise «angeordnet»,
und er glaubt, auch den Anordner zu kennen. Es ist dies der Archetypus
(Ur-Präger), ein im Grunde der Psyche schlummerndes, verborgenes und
zugleich formendes Prinzip. In Träumen und Mythen, auch im Religiösen
, tritt er zutage, also bei gefühlsbetonten Zuständen der Psyche. Der
«Ort» ist das Unbewußte, aber nicht das persönliche (verdrängte Gedanken
, Wünsche und Gefühle), sondern das kollektive Unbewußte -
im Sinne Jungs ein Postulat, das sich ihm bei der Traumanalyse und bei
der Mythenforschung aufgedrängt hat. Es ist viel umfassender, trägt es
doch gleichsam die ganze Natur in sich und hat auch das persönliche
Unbewußte aus sich «entlassen».


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