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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1968-11/0075
HANS VON NOORDEN

darin Befindlichen, mit dem Gehirn des anderen zu denken, statt mit dem
seinigen, das sich dabei in tiefem Schlaf befindet - oder, wie wir heute
sagen würden, in leichter Trance.

Schopenhauers philosophische Deutung kann auch zur Erklärung
des telepathischen Erfassens zukünftiger Ereignisse im Leben eines
anderen dienen. Da es in der intelligiblen Welt Raum und Zeit in unserem
Sinne nicht gibt, müssen wir dem von Kant postulierten immateriellen
Bestandteil der lebenden Person ein übernormales Wissen
zuerkennen, mindestens, was die Zukunft seiner eigenen Erscheinung
anbelangt. Die These, daß jeder im Grunde seines Wesens die eigene
Zukunft kennt, ist uralt; wir begegnen ihr schon im Platonischen Mythos
. Danach haben die Seelen, ehe sie in die Leiber und in die verschiedenen
Lebensformen eingehen, die Willensfreiheit, die eine Lebensform
oder die andere zu wählen, die sie dann durch das entsprechende
Leben und den der Seele angemessenen Leib zur Ausführung bringen. -
Somit wählen die Seelen vor ihrer nächsten Wiederverkörperung selbst
ihr Los (Schopenhauer 1840).

Der Mythos will besagen, daß jeder im Unbewußten sein zukünftiges
Schicksal weiß. Wie modern mutet Piaton an, wenn wir an die tiefenpsychologische
Lehre von der Imago und dem Drang eines jeden denken
, seine Imago zu verwirklichen! Das wiederum legt die Möglichkeit
nahe, daß der Metagnom imstande ist, die Zukunft seines Konsultanten
dessen Psychismus auf telepathischem Wege zu entnehmen. Auch Leib-
niz huldigt der These vom Vorauswissen der eigenen Zukunft, nur seien
diese Vorgefühle meist zu schwach, um richtig erfaßt zu werden. Und
Wallenstein muß sich sagen lassen: In deiner Brust sind deines Schicksals
Sterne! Zu diesem Problem äußerten sich von anthroposophischer
Warte Otto Hartmann (Hartmann 1950) und auf Seiten der Parapsycho-
logie Amadou und Bender. Beide Autoren meinen, daß vielleicht manche
für zufällig gehaltene Ereignisse im Leben eines Menschen in Wahrheit
das Endergebnis seiner tiefsten inneren Strebungen sind (Bender
1950). Bender will das mitunter auch auf die Entstehung von Infektionskrankheiten
angewandt wissen. Methodisch ist interessant, daß Amadou
- sich an das Imago-Prinzip klammernd - glaubt, die Präkognition
auf präkognitive Telepathie beschränken zu müssen; denn stets seien
der Metagnom oder sein Konsultant an dem vorausgesagten Ereignis
beteiligt, und sei es nur in Form des zur Kenntnis Nehmens. Auch


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