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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/adr1949/0010
schiedene Anlagen wieder hergestellt, und die Bewohner
waren freudig überrascht, als sie beim Besuch der B i g a -
ausstellung 1948 weite Teile des Stadtgartens in
frischem Grün und buntem Blumenflor erblickten. Für die
kommenden Jahre ist die Anlage eines Grüngürtels geplant
, der unter Verwertung der bereits bestehenden Anlagen
vom Stadtgarten über den Karls- und Fahnenberg-
platz, vorbei am Stadttheater und an der Universität über
die Hochallee und die Wallstraße zum Schloßberg führen
wird. Wo vor einigen Jahrhunderten Wall und Bastionen
kriegerischen Zwecken dienten, werden dann friedliche
Bürger ihre Spaziergänge machen können.

Die theoretischen Voraussetzungen, die Planungen unter
der umsichtigen Leitung von Oberbaudirektor Dr. Schlippe,
sind geleistet. Jetzt handelt es sich um die Festlegung der
Baufluchten, die auf gütlichem Wege erfolgen soll. Es wird
viel vom guten Willen der einzelnen Interessenten abhängen
, wie schnell (oder wie langsam) es zu einer
Einigung kommt, und dann mit dem Bauen begonnen werden
kann.

Wenn im Rahmen des Wiederaufbaus „der Charakter der
Zähringerstadt erhalten werden" soll (ohne einer falschen
sentimentalen Romantik zu verfallen), wenn also — und das
ist nur zu begrüßen — von einem hypermodernen Auf- und
Ausbau, wie wir ihn vor Jahrzehnten in anderen Städten
erlebten, nicht die Rede sein kann, so „müssen doch bestimmte
moderne und berechtigte Forderungen" beachtet
werden. Deshalb heißt es in dem oben zitierten Bericht der
Stadtverwaltung mit Recht: „Unmöglich, daß eine Wiederholung
der kleinen, unhygienischen und feuerpolizeiwidrigen
Lichthöfe in Frage kommt! Auch müssen im Geschäftsviertel
die erforderlichen Zugänge für die Heranbringung
der Waren geschaffen werden, ohne daß, wie es früher der
Fall war, der allgemeine Verkehr dadurch behindert würde."
Einen Teilausschnitt der künftigen Führung der Kaiser-
Joseph-Straße bietet das erste Wiederaufbauprojekt Ecke
Salz- und Kaiser-Joseph-Straße. Mit Rücksicht auf eine übersichtlichere
Platzgestaltung hat der Stadtrat bei dem Kapferer-
haus eine Zurücknahme der Fronten um etwa 4,5 Meter an
beiden Straßen beschlossen. Natürlich wird sich dies auf das
weitere Baubild auswirken müssen. Neben dem Wiederaufbau
des Stadtkerns ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung
der Stadt erweiterungsplan, denn für viele
Jahre wird „die bessere Unterbringung der jetzigen Stadtbevölkerung
und die Neuunterbringung der hinzuwachsenden
Bevölkerung nur an der Peripherie möglich sein". Daher
wird den Siedlungen und den Transportmöglichkeiten
der angesiedelten Bevölkerung nach und von ihren
Arbeitsstätten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Diese Fragen lenken unwillkürlich die Aufmerksamkeit
auf die städtischen Verkehrsmittel. Auch die Straßenbahn
hatte, sowohl auf allen ihren Strecken wie auch im
Wagenpark und in den Werkstätten, nach Kriegsende
schwere Schäden aufzuweisen. 15 500 Meter Fahrdraht und
7340 Meter Spanndraht mußten ausgewechselt, 11 Straßenbahntriebwagen
, 2 Straßenbahnbeiwagen, 3 Omnibusse,
1 Omnibusbeiwagen ausgebessert werden. Seit Mitte April
wird nach Fertigstellung der letzten Teilstrecke (Friedrichstraße
) wieder das ganze bisherige Straßenbahnnetz befahren
. Mit Genugtuung kann festgestellt werden, daß
unsere Straßenbahn, verglichen mit denen anderer Städte,
noch immer sehr repräsentativ ist. Um den Vorortverkehr
großzügiger zu gestalten, haben sich Stadtverwaltung und
Stadtrat trotz der angespannten Kassenlage entschlossen,
zwei moderne Maffei - Wagen anzuschaffen,
denen zwei Büssing-Omnibusse gefolgt sind. Die Werkstätten
der Straßenbahn haben eine gründliche Umorgani-
sation erfahren, was um so notwendiger war, als die oft
überstarke Beanspruchung der Wagen eine außerordentliche

Steigerung der Reparaturen zur Folge hatte. Zur Unterstellung
der Wagen und Omnibusse wird in der Nähe des
Komturplatzes eine neue Wagenhalle erstellt. Eine Lehr-
hngswerkstätte soll für tüchtigen Fachnachwuchs sorgen.

Wie froh war die Bevölkerung, als nach Kriegsende die
Verdunkelungspflicht wegfiel. Trotzdem waren natürlich die
Straßen und Plätze während der Abend- und Nachtstunden
zunächst noch immer in Dunkel gehüllt, so daß ein
Gang durch die Stadt, schon wegen der Trümmer- und
Schuttmassen, nicht ungefährlich war. Damit vergleiche man
die heutigen Verhältnisse. Die Hauptverkehrsstraßen und
viele Nebenstraßen sind wieder — wenn auch nicht wie in
Friedenszeiten — beleuchtet. Man ist leicht geneigt, dies als
selbstverständlich hinzunehmen, und überlegt nicht, wieviel
Arbeit auch hier geleistet werden mußte, um so weit zu
kommen. An manchen Stellen trat an Stelle der zerstörten
Gasbeleuchtung die elektrische Beleuchtung. Insgesamt
wurden rund 26 Kilometer mit 244 Brennstellen elektrischer
Beleuchtung geschaffen. Sämtliche Betonmasten im Stadtgebiet
wurden ausgebessert. Aber damit war es nicht getan.
„Das noch im Stadtinnern in Betrieb gewesene Gleichstromversorgungsnetz
war fast völlig zerstört, darunter die Hauptverteilerstation
am Bertholdsbrunnen. Drei Netzstationen
waren vernichtend getroffen, zwei Netzstationen schwer,
mehrere leicht beschädigt. Zwölf Großabnehmerstationen
waren zerstört. Im Starkstromnetz fiel eine Kabellänge von
70 Kilometern, im Freileitungsnetz eine Leitungslänge von
53 Kilometern, im Schwachstromnetz fielen 20 Kilometer
Kabelleitungen und 45 Kilometer im Freileitungsnetz aus."
Die Reparaturen dieser Schäden erfolgte in stiller, von den
meisten kaum beachteter Arbeit, sie waren aber die notwendige
Voraussetzung, um in allen Stadtteilen die Stromversorgung
wieder zu sichern.

Würdig an die Seite dieser Wiederaufbauarbeiten des
Elektrizitätswerkes treten die des Städtischen Gas- und
Wasserwerkes. In der zerbombten Altstadt war die Gasanlage
so gut wie vernichtet. Aber auch das Gasrohrnetz
außerhalb der Altstadt in bewohnten oder wieder bewohnbar
gemachten Gebieten war zerstört oder schwer angeschlagen.
Die beschädigten Gasbehälter mußten erst wieder instandgesetzt
, 1054 Gaszähler repariert werden. Doch schon am
1. Januar 1946 waren 75 Prozent des Gasrohrnetzes wieder
in Betrieb, Anfang Juli 1948 bereits 96 Prozent. Die Wohltat
der wiederhergestellten Gas-Straßenbeleuchtung (bis jetzt
rund 500 Gasbrennstellen) wird allgemein dankbar empfunden
. Von nicht geringerer Bedeutung sind die Wiederinstandsetzungsarbeiten
des Städtischen Wasserwerkes. Wir
betrachten es als selbstverständlich, daß wir in unserem
täglichen Leben über genügend Wasser verfügen, und haben
längst vergessen, welch große Schäden gerade auch im

Siedlungsbauten mit Je acht Wohnungen (Städtisches Hochbauamt)
in Freiburg-Zähringen in der Reutebachgasse • Foto Karl Müller

VII


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