Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/adr1949/0011
Wasserrohmetz durch die verschiedenen Fliegerangriffe
entstanden sind. Daß bis Juli 1948 97 Prozent des Wasserrohrnetzes
wieder in Betrieb waren, gibt ein ungefähres
Bild von der vorbildlichen Arbeit, die auch auf diesem
wichtigen Gebiet geleistet wurde. Der katastrophal trockene
Sommer 1947 bedrohte die Freiburger Wasserversorgung
ernstlich. „Das Möslewasser mußte durch eine behelfsmäßige
Pumpstation zusätzlich in das Hauptrohrnetz gedrückt werden
; der Stadtteil Günterstal, wo die Quellwasserversorgung
zum ersten Male versagte, wurde ebenfalls mittels einer
behelfsmäßigen Pumpstation nachts mit Wasser aus der
Tiefzone versorgt. — Nur durch monatelanges Regulieren
der Wasserschieber im Wasserrohrnetz bei Tag und Nacht
gelang es, das in verschiedene^ Höhenlagen gelegene Stadtgebiet
mit dem erforderlichen Wasser zu versorgen."

Im engen Zusammenhang mit den Reparaturen des
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerkes und den Wiederaufbauarbeiten
allgemein stehen die Arbeiten des Städtischen
Tiefbauamtes. Unmittelbar nach Kriegsende
oblag ihm die Freilegung der wichtigsten Verkehrsstraßen
im Trümmergebiet und die Leichenbergung; bis zur Gründung
des Wiederaufbaubüros mit seiner besonderen Abteilung
„Trümmerbeseitigung" sind ungefähr 50 000 Kubikmeter
Trümmerschutt beseitigt worden. Von 300 Schadenstellen
an den Tiefkanälen sind heute rund 210 beseitigt. In
32 Straßen wurden Bombentrichter ausgefüllt. Durch die
Wiederherstellung der Stühlingerbrücke, die am 18. April

1947 dem Verkehr übergeben werden konnte, wurde die
durchgehende Straßenbahnverbindung mit dem Stühlinger
und mit Haslach ermöglicht. Zahlreiche Unterhaltungs-, In-
standsetzungs- und Planungsarbeiten waren außerdem zu
erledigen. Und all das mit einer völlig unzulänglichen Zahl
von Arbeitern, bei unzureichender Ernährung und Bekleidung
und bei dem großen Mangel an Baustoffen!

Zu den wichtigsten Aufgaben einer Gemeinde in diesen
Notzeiten gehört die Wohlfahrts- und Jugendwohlfahrtspflege
. In der Zeit von 1945 bis 20. Juni

1948 wurden für öffentliche Fürsorge (offene und geschlossene
Fürsorge) rund 18 400 000 RM. ausgegeben. Während
sich in diesem Zeitraum die Lasten von Jahr zu Jahr senkten
, ist nach der Währungsreform ein wesentlicher Wandel
eingetreten. Nach vorsichtiger Rechnung wird für das Haushaltsjahr
1949 die Summe von rund 4,3 Millionen DM notwendig
sein.

Durch Beschaffung von Nahrungsmitteln und Bekleidung
in den schweren Übergangs jähren konnte der ärgsten Not
mit Erfolg gesteuert werden. Dank gebührt hier vor allem
auch den Verbänden der freiwüligen Wohlfahrtspflege
(Caritasverband, Innere Mission, Arbeiterwohlfahrt, Badisches
Rotes Kreuz) und den ausländischen Hilfsorganisationen
. Was die Quäker von sich sagen: „Unsere Tätigkeit
kennt keine Grenzen der Länder, der Religionen und der
politischen Idee", stand unsichtbar über all diesem selbstlosen
Helfen, durch das viel Leid gemildert wurde. So konnten
zum Beispiel monatlich 10 400 Kinder, werdende und
stillende Mütter mit Weißmehl, Kindernährmittel, Milchpulver
, Margarine, Kakao, Zucker zusätzlich bedacht
werden. Die Schweizer Kinderspeisung kam vor allem den
Schulkindern zugute, und nicht zuletzt ihr ist es zu danken,
daß die im Jahre 1946 außerordentlich hohe Kindersterblichkeit
inzwischen wesentlich zurückgegangen ist. Dankbar
erwähnt sei ferner, daß von der Schweizer-Spende auch die
über 65 Jahre Alten bedacht wurden. Die Zuckerspende des
Irischen Volkes ermöglichte im Weihnachtsmonat 1946 eine
Sonderzuteilung von 1 Kilogramm Zucker pro Kopf der
Bevölkerung. Auch die Norweger Europahilfe, die der Jugend
und dem Alter zugute kam, darf nicht vergessen werden
. Darüber hinaus wurden an die Bevölkerung allgemein

zusätzliche Lebensmittel verteilt, für deren Ankauf der
Stadtrat über 1 500 000 RM. zur Verfügung stellte. — Die
Zerstörung vieler Altersheime (Pfründhaus, Vinzentiushaus,
Evangelisches Stift) machte viele alte, gebrechliche Leute
obdachlos. Im Lorettoheim, Jesuitenschloß, Altersheim in
Langackern, in der ausgebauten Kartaus und seit dem
Frühjahr 1949 im idyllisch gelegenen St. Trudpert fanden
und finden sie freundliche Aufnahme und Verpflegung.

Eine besondere Sorge der Stadtverwaltung galt von Anfang
an auch den zahlreichen Fliegergeschädigten
unserer Stadt. Natürlich konnte bei bestem Willen nur der
größten Not gesteuert werden, was nicht überraschen wird,
wenn man bedenkt, daß der gesamte Schaden an Besitz und
Fahrnis auf rund eine Milliarde Mark geschätzt wird. Die
Hilfsstelle für Fliegergeschädigte im Rathaus hat vom
1. Februar 1947 bis 30. Juli 1948 4886 Familien und 1194
Einzelpersonen betreut und an 1383 Familien Barbeihilfen
im Gesamtbetrag von rund 653 000 RM gezahlt.

Nur durch eine straffe Gebrauchsgüterlenkung war es
möglich, die Verteilung der Lebensmittel und der lebensnotwendigsten
Waren gerecht vorzunehmen. Dem Ernäh-
rungs- und dem Wirtschaftsamt fielen hier ebenso wichtige
wie oft undankbare Aufgaben zu. Es ist durchaus begreiflich
, dal? sich diese „Warenlenkung" und Einkaufsbeschränkung
keiner Beliebtheit erfreuen. Aber die katastrophale
Wirtschaftslage zwang dazu. Die Folgen wären nicht abzusehen
gewesen, wenn die Warenverteilung in diesen kritischen
Jahren dem „Freien Spiel der Kräfte" überlassen
worden wäre. Gewiß gab es dabei manche „Panne", die
jeder Bürger gern vermieden gesehen hätte, die aber leider
durch die Zeitverhältnisse mitbedingt war. Auch die Brennstoffversorgung
machte zeitweise die größten Schwierigkeiten
; ja es gab Monate, wo es unmöglich war, sämtliche
Bäckereien mit den notwendigen Briketts zu beliefern, so
daß vorübergehend einige geschlossen werden mußten. Erfreulicherweise
ist aber in der Brennholz Versorgung im
letzten Jahr ein gewisser Fortschritt erzielt worden, so daß
im letzten Winter fast alle Bewohner rechtzeitig in den
Besitz der ihnen zustehenden Holzmenge kamen.

Das Kapitel „Brennholzversorgung" erinnert zugleich an
eine äußerst schmerzliche Tatsache, nämlich an die außerordentlichen
Holzhiebe. In der Zeit vom 1. Oktober 1945 bis
30. September 1948 wurden im Stadtwald insgesamt 138 527
Festmeter geschlagen. Ein schwerer Aderlaß für unsere Forsten
. Zum Glück sind dem Borkenkäfer, de»* in anderen
Wäldern so großen Schaden anrichtete, im Stadtwald bisher
nur 2000 Festmeter zum Opfer gefallen, ^nmerhin, Tatsache
ist, daß einer abgeholzten Waldfläche von insgesamt etwa
200 Hektar eine durch Naturverjüngung und künstlichen
Anbau wieder aufgeforstete Fläche von nur 119 Hektar
gegenübersteht. Das gibt zu denken, denn der Waldbestand
gehört mit zu den wichtigsten Vermögenswerten Freiburg:?.
Deshalb legt die Stadt den größten Wert darauf, daß die
Kahlhiebe unter allen Umständen in vollem Umfange wieder
aufgeforstet werden. Jeden Waldfreund wird es mit
einem gewissen Trost erfüllen, wenn er aus dem Bericht
der Stadtverwaltung erfährt, daß „im Zusammenhang mit
der Landesforstverwaltung ein Aufforstungsplan entworfen
ist, der zu Hoffnungen berechtigt, in frühestens 40 Jahren
einen gewissen Waldbestand wieder hergestellt zu haben,
der zum erstenmal schlagbares Holz liefert".

Das unglückliche Kriegsende hatte auch den völligen
Zusammenbruch der Handwerksorganisationen zur Folge.
Aber sehr bald haben sich die Innungen und Innungsverbände
wieder zu aktiver Arbeit zusammengefunden. Schon
im Oktober 1945 wurde die Badische Handwerkskammer
in Freiburg neu gegründet. In der Stadt Freiburg
i. Br. selbst bestanden am 1. April 1948 insgesamt 1966 Betriebe
mit 5214 Beschäftigten; davon entfallen auf das Nah-

VIII


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/adr1949/0011