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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/adr1949/0013
aller geschaffen würde. Denn nur auf diesem Wege kann
sich eine gedeihliche Volkswirtschaft entwickeln.

Aus technischen Gründen muß leider auf eine Veröffentlichung
interessanten statistischen Materials des Statistischen
Amtes Freiburg i. Br. in diesem Adreßbuch
vorerst noch verzichtet werden.

Das politische Zeitgeschehen vermitteln in erster Linie:
die „Badische Zeitung** (überparteilich), die „Südwestdeutsche
Volkszeitung" (CDU), „Das Volk" (S*>), „Das neue
Baden" (DP,, und „Unser Tag" (KP). Freiburg i. Br. zählt
zur Zeit 27 Verlage, darunter Verlagshäuser von altem
Huf und Namen.

Das kulturelle Leben Freiburgs hat sich in den
letzten Jahren trotz Not und Armut erfreulich entwickelt;
man spürt, daß hier Tradition vorhanden ist, an die
angeknüpft werden kann. Oberbürgermeister Dr. Hof f -
mann weist in „Drei Jahre kommunale Arbeit..." mit
Nachdruck auf die hohe Bedeutung wahrer Kulturpflege
hin: „Was war dem deutschen Volk nach dem schrecklichen
Ende des Krieges geblieben als die Erinnerung an seine
hohe Kultur und der Wille, aufbauend auf altem Ruhm
neuen zu schaffen! Alle Gebiete waren nun unter die Kontrolle
des Siegers gestellt worden; allein das kulturelle
Gebiet blieb uns, um guten Willen und Können und damit
wieder einen Beginn der Achtung anderer Völker vor deutschem
Wirken zu schaffen, das aus echter deutscher
Seele fließt." Je weitere Kreise von dieser Kulturpflege
erfaßt werden, um so größer ist die Rückwirkung auf ein
Gemeinwesen. Darum darf vom Genuß der Kulturgüter
prinzipiell niemand ausgeschlossen sein.

Eine wichtige Vermittlerrolle fällt hierbei dem Buche
und der Bücherei zu. Die bereits im August 1495 wieder
eröffnete Städtische Volksbücherei erfreut sich
steigender Inanspruchnahme. Im Laufe von drei Jahren hat
sich ihr Buchbestand nahezu verdoppelt. Die Zahl der Entleihungen
ist von 53 819 im Jahre 1945 46 auf 103 923 im
Jahre 1947 48 gestiegen. Die Zahl der eingeschriebenen
Leser beträgt rund 8200.

Die Städtischen Sammlungen konnten inzwischen
den größten Teil ihrer ausgelagerten Bestände wieder
zurückführen, nur die in der amerikanischen Zone lagernden
Kunstgegenstände sind noch nicht freigegeben. Von den
Restaurierungsarbeliten sei unter anderem der prachtvolle
Hochaltar des Freiburger Münsters von Hans Baidung
Grien erwähnt, der nunmehr in seiner leuchtenden Farbkraft
Aug und Herz eines jeden Besuchers unseres lieben
altehrwürdigen Münsters erfreut. In den Jahren 1946/48
wurden im Augustiner-Museum neun bedeutsame Ausstellungen
veranstaltet. Des größten Interesses aus nah
und fern, ja selbst aus dem Ausland, erfreuten sich die
„Meisterwerke mittelalterlicher Kunst" mit über 50 000 Besuchern
; die Ausstellung „Mittelalterliche Goldschmiedekunst
" wies rund 14 000 Besucher auf. Auch die übrigen
Ausstellungen fanden lebhaften Zuspruch.

Die Städtischen Bühnen haben kulturelle Leistungen
ersten Ranges aufzuweisen. Dies verdient um so
höhere Anerkennung, als das Theater nach Kriegsende vor
dem Nichts stand und nicht mal ein Dach über dem Kopf
hatte. Organisationstalent und Umsicht schufen in den wenigen
Jahren aber einen neuen Fundus, der es dem Künstlerensemble
unter einer tüchtigen Führung gestattet, wieder
beste Werke alter und neuer Meister aufzuführen. So kann
es nicht überraschen, daß — wenigstens vor dem 20. Juni
1948 — die Zahl der Besucher ständig stieg; waren es in der
Spielzeit 1945/46 132 476, so betrug die Zahl 1947/48 252 164.
Die Zahl der Aufführungen erhöhte sich im gleichen Zeitraum
von 287 auf 519. Immer wurde darauf gesehen, das
kulturell-künstlerische Niveau nicht nur zu halten, sondern
es noch zu erhöhen. Die schweren Jahre der schlechten Er-

nährungs- und Heizungsverhältnisse stellten auch an die
Künstlerinnen und Künstler sehr oft harte Anforderungen,
und es verdient rühmlichst hervorgehoben zu werden, daß
sie diese Notzeiten gleich der übrigen Bevölkerung tapfer
durchgestanden haben. — Wie in anderen Städten brachte
die Währungsreform auch für die Freiburger Bühnen
schwere Rückschläge, und zu den vielen anderen Sorgen
kam für die Stadtverwaltung noch die Theatersorge. Denn
das war klar, eine Schließung des Theaters kam sowohl aus
kulturellen wie auch aus sozialen Gründen nicht in Frage.
Das war und ist auch die Ansicht der überwiegenden Zahl
der Bürger aus allen Schichten der Bevölkerung. Die andere
Frage war natürlich die der Finanzierung. Durch größtmögliche
Sparsamkeit und durch eine erhöhte Besucherzahl
der Aufführungen — die Eintrittspreise werden der derzeitigen
wirtschaftlichen Lage weitestgehend angepaßt —
sollen das Defizit und der Zuschußbedarf möglichst gesenkt
werden. Auch die Raumfrage wird in diesem Jahre wenigstens
eine teilweise Lösung erfahren. Vorerst wird das alte
Theater in seinem Mittelbau mit 1260 Plätzen wieder hergestellt
, und zwar, wie der Oberbürgermeister ausdrücklich
betont hat, ohne Inanspruchnahme budgetärer Mittel und
ohne die geringste Beeinträchtigung des Wohnungsbaues,
der nach wie vor Prioritätsrechte genießt.

Freiburg galt seit Jahrzehnten als eine „schulfreudige"
Stadt. Schon rein äußerlich trat dies in Erscheinung; denn
die hiesigen Schulgebäude und ihre Einrichtungen waren
vorbildlich. Durch den Krieg wurden aber viele Schulgebäude
entweder ganz oder teilweise zerstört beziehungsweise
schwer beschädigt, so die Karl- und Hildaschule und
die beiden Stühlinger Schulen. Andere Schulgebäude, wie
Turnsee-, Emil-Thoma- und Gewerbeschule sind für den
Unterricht noch nicht verfügbar.

Die Stadtverwaltung hat von Anfang an auch der Behebung
der Schulraumnot die größte Aufmerksamkeit
geschenkt. Durch Instandsetzungsarbeiten konnten bisher
70, durch Freimachung der Lessingschule weitere 24, also
zusammen 94 Schulräume ihrer Bestimmung wieder übergeben
werden. In den letzten elf Monaten wurde allein
3800 Quadratmeter Schulraum gewonnen. Für das Jahr 1949
ist der Wiederaufbau der Hansjakob-Schule und mindestens
teilweise der der Karlschule vorgesehen. Dennoch besteht
in den Volks- und Höheren Schulen nach wie vor eine ungeheure
Raumnot, wie folgende Zahlen zeigen: Vor 1945
wurden in der Innenstadt 6600 Kinder in 9 Schulhäusern
mit 195 Schulräumen unterrichtet; heute stehen für
5470 Kinder 52 Schulräume in 5 Schulhäusern zur Verfügung
. In den Vororten waren es vor 1945: 3250 Kinder
in 9 Schulhäusern mit 87 Schulräumen, heute sind es 4450
Kinder in 7 Schulhäusern mit 63 Schulräumen.

Durch die Zuweisung einer größeren Anzahl von Lehrpersonen
konnten die Leistungen gehoben werden. Auch die
Schulhelfer haben sich im allgemeinen bewährt, weil viele
von ihnen ein natürliches pädagogisches Talent besitzen und
sich weiterzubilden bestrebt sind.

Mit der allmählichen Besserung der Ernährungslage trat
auch eine Besserung des Gesundheitszustandes der Schuljugend
ein, doch ist derselbe noch immer nicht zufriedenstellend
, denn die Kinder sind für Krankheiten äußerst
anfällig.

Die staatlich anerkannte Städtische Frauenfachschule
kann auf eine fünfzigjährige Tradition
zurückblicken. Sie führt hauptsächlich hauswirtschaftliche
und gewerbliche Lehrgänge durch. Daneben werden regelmäßig
freie Näh- und Kochkurse für Berufstätige und
Bräute abgehalten. Auf diese Weise sollen die jungen Mädchen
in allen fraulichen Arbeiten gründlich unterrichtet und
für das Leben geschult werden. 9 ausgebildete Fachkräfte
vermitteln zur Zeit 182 Schülerinnen (40 im Pfldchtunter-

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