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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/adr1949/0018
In der Stadtverwaltung entwickelten sich nach
Eintritt der Waffenruhe die Verhältnisse folgendermaßen:

Am 22. April 1945 wurde Stadtoberrechtsrat Dr. Max
Keller zum kommissarischen Leiter der Stadtverwaltung
bestimmt und am 1. Juni 1945 zum Oberbürgermeister ernannt
. Ihm zur Seite stand ein beratendes Gremium aus
sieben Freiburger Bürgern, die von ihm frei berufen wurden
. Am 23. Oktober 1945 trat an Stelle des Beratenden Beirates
ein beschließendes Gemeinderatskomitee, das aus dem
Oberbürgermeister und zwölf von den politischen Gruppen
vorgeschlagenen Vertretern bestand. Als Oberbürgermeister
Dr. Keller aus Gesundheitsrücksichten sein Amt niederlegte
, wurde am 8. November 1945 Regierungsrat a. D.
Dr. WolfgangHoffmann vom Badischen Ministerium
des Innern zum Oberbürgermeister ernannt. Die ersten
Stadtratswahlen fanden am 15. September 1946 statt. Der
Stadtrat bestand damals, einschließlich der Bürgermeister,
aus 36 Mitgliedern, von denen 19 der CDU, 8 der SP, 6 der
DP und 3 der KP angehörten, die auf die Dauer von zwei
Jahren gewählt waren. Zum Oberbürgermeister wurde der
bisherige Obersbürgermeister Dr. Wolfgang Hoffmann (CDU)
gewählt, zum 1. Bürgermeister (Beigeordneten) Franz Geiler
(SP), zum 2. Bürgermeister (Beigeordneten) Oberrechtsrat
Dr. Josef Brandel (CDU), zum 3. Bürgermeister (Beigeordneten
) ökonomierat a. D. Otto Vielhauer und zum 4. Bürgermeister
(Beigeordneten) Bürgermeister a. D. Richard
Streng. Nach den Gemeindewahlen vom 14. November 1948
besteht der Freiburger Stadtrat gemäß den gesetzlichen
Bestimmungen aus dem Oberbürgermeister, drei besoldeten
Bürgermeistern (Beigeordneten) und 24 weiteren Mitgliedern
; davon gehören elf Stadträte der CDU, 8 der SP,
4 der DP und ein Stadtrat der KP an. Dr. Wolfgang Hoffmann
(CDU) wurde wieder zum Oberbürgermeister (auf
neun Jahre) gewählt; 1. Bürgermeister (Beigeordneter)
wurde Direktor Fritz Schieler (SP), 2. Bürgermeister (Beigeordneter
) wiederum Stadtoberrechtsrat Dr. Josef Brandel
(CDU), 3. Bürgermeister (Beigeordneter) Bürgermeister a. D.
K. O. Schemenau (DP) und ehrenamtlicher 4. Bürgermeister
(Beigeordneter) Stadtrat Robert Ruh (SP).

Von den unpolitischen Ereignissen seien folgende
kurz angeführt:

Am 25. Oktober 1947 fand zu Ehren des fünfzigjährigen
Priesterjubiläums des Erzbischofs Dr. Conrad Gröber in der
Halle Urachstraße eine große Feier statt, an der alle
Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied der Konfession
und der Partei teilnahmen. Oberbürgermeister Dr. Hoffmann
, Staatspräsident Wohleb, Reichsminister a. D.
Dr. Köhler-Karlsruhe und Staatspräsident Bock-Tübingen
würdigten die Verdienste des Freiburger Oberhirten. Oberbürgermeister
Dr. Hoffmann überreichte bei dieser Gelegenheit
dem Jubilar die Ehrenbürgerurkunde, nachdem
der Stadtrat am 23. September 1947 Erzbischof Dr. Gröber
einstimmig zum Ehrenbürger Freiburgs ernannt hatte, „als

höchste Auszeichnung, die die Bürgerschaft dem in schwerster
Zeit als Mahner und Tröster hochverdienten Kirchenfürst
bieten kann". Erzbischof Dr. Gröber war der zweite
in der Reihe der oberrheinischen Metropoliten, dem das
Freiburger Ehrenbürgerrecht verliehen wurde. Der erste
war Erzbischof Hermann von Vicari. — Am 14. Februar 1948
erlöste ein sanfter Tod den inzwischen erkrankten Freiburger
Oberhirten von seinem schweren Leiden, und die überaus
zahlreiche Beteiligung aus nah und fern an den Beisetzungsfeierlichkeiten
offenbarte nochmals die große
Volkstümlichkeit des Heimgegangenen.

Noch zwei andere Persönlichkeiten wurden im November
1947 zu Ehrenbürgern der Stadt Freiburg i. Br. ernannt:

Prälat Dr. Benedikt Kreutz, in Anerkennung
seiner großen Verdienste als langjähriger Präsident des
Deutschen Caritas-Verbandes, anläßlich des fünfzigjährigen
Bestehens dieser weltweiten Organisation christlicher
Nächstenliebe, und

Altstadtrat Rechtsanwalt Robert Grumbach;
ihm wurde, wie Oberbürgermeister Dr. Hoffmann betonte,
diese Ehrung zuteil für seine großen Verdienste, die er sich
als Stadtrat vor 1933 um das Wohl der Stadt Freiburg
erworben hat, und für das unsagbare Leid, das er und seine
Glaubensgenossen in den vergangenen Jahren erfahren
haben.

Am 14. August 1948 starb der 1. Bürgermeister (Beigeordnete
) Franz Geiler, der sich vor 1933 lange Jahre
als Stadtrat und seit 1946 als 1. Beigeordneter um das Wohl
seiner Mitbürger sehr verdient gemacht hat. Zu helfen, wo
immer es möglich war, entsprach seiner sozialen Gesinnung
und galt ihm als höchste sittliche Pflicht. Bis in die letzten
Wochen seiner Krankheit war er unermüdlich tätig und
charakteristisch für ihn ist sein letzter Gruß an seine
Mitarbeiter, in dem er betonte, daß er „nur Gutes gewollt"
habe.

Am 28. Oktober 1948 fand im Münster die Weihe und
Inthronisation des zum Erzbischof von Freiburg i. Br. und
Metropoliten der Oberrheinischen Kirchenprovinz gewählten
Domkapitulars Dr. Wendelin Rauch statt. Kennzeichnend
für den neuen Oberhirten ist seine ebenso kurze wie
inhaltsschwere Wappendevise: „Vi Veri44: durch die Macht
der Wahrheit!

Diese Worte weisen auf die hohe sittliche Bedeutung
der Wahrheit und Wahrhaftigkeit hin, die in einer Welt
der Unaufrichtigkeit und vielfachen Lüge doppelt wertvoll
sind. Zur Wahrheit müssen wir uns wieder bekennen
lernen, auch wenn sie da und dort schmerzlich ist. Möge
sie sich trotz aller Schwierigkeiten und Hemmnisse durchringen
, damit die Worte Wirklichkeit werden, die seit
Jahrzehnten vom Giebel unserer Alma Mater leuchten:

„Die Wahrheit wird euch frei machen".

v

XV


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