Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1992-09/0009
W. Gerd Kramer

25 Jahre Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild
- Rückblick eines Gründungsmitglieds

Fünfundzwanzig Jahre - aus der Sicht eines jungen Menschen ein ganzes Leben, für den
älteren einer seiner Abschnitte! Und doch, wie Vieles umfaßt er im Rückblick an inneren
und äußeren Veränderungen! Heute schon leben nur noch wenige der ersten Gründungsmitglieder
und viele der späteren schon nicht mehr. Jetzt ging auch Walter Vetter viel zu
früh von uns! Was er geleistet hat, will ich hier nicht aufzählen - er hat das selbst in den
früheren Stadtbildheften getan. Dort ist vermerkt, was er wollte, erreichte oder wo er resignieren
mußte. Politik ist fast immer Kompromiß! Nein, ich will jetzt ganz persönlich schildern
, wie ich ihn und seine Arge damals kennenlernte, in jenem unruhigen Jahr 1968, als
überall die Gemüter aufeinanderprallten.

Für mich hatte alles ganz anders begonnen. Es war eine Zeit, in der der Rausch des Machbaren
- technisch und finanziell - die Stuben der Behörden ergriffen hatte. Die Bürger
dümpelten noch vor sich hin, meist waren sie mit dem Aufbau ihrer Existenzen beschäftigt.
Aber 1968 legte Schaechterle der Stadt Freiburg den neuen Generalverkehrsplan vor.
Anstelle des Feuchtingerschen Planes von 1956, den Ost- Westverkehr durch Verdohlen
der Dreisam zu bewältigen und eine autobahnartige Straße darüberzulegen, fand
Schaechterle eine neue Variante. Wie ein riesiger Bypaß sollte eine vierspurige Auto-
schnellstraße (ASS) auf der Trasse der alten Höllentalbahn die Wiehre durchziehen, um die
Dreisamuferstraßen zu entlasten. Von einem Kleeblatt an der Urachstraße sollte die Innenstadt
vierspurig bedient werden. Und die dazwischen liegenden "Baumassen" der Wiehre,
so frohlockten die Stadtplaner, würden planiert und durch moderne Hochbauten ersetzt
werden.

Und nun schwärmten Beamte der Stadtplanung aus, die Wiehremer Bürger auf ihr
kommendes Glück vorzubereiten. Eine Versammlung im Deutschen Kaiser: Aufgeregte
Reaktion, als der Plan in seinem ganzen Umfang ruchbar wurde. Wider Erwarten brüllte
das Volk nicht Hurrah, es meuterte! Nicht immer sehnen sich Ochsen nach Beglückung!
Der arme Baubürgermeister war verstört, er versuchte einzulenken: "Was haben Sie gegen
den Fortschritt? Sie können ja alle in den Schwarzwald ziehen, dort in umgebauten
Bauernhäusern wohnen und morgens mit einem eleganten Rutsch in die Stadt fahren!"
Was ich hier wiedergebe, war kein Scherz. Es war Ausdruck und Beginn einer ausufernden
Gigantomanie. Instinktiv reagierten die Bürger richtig: Sie lachten, tobten und drohten. Der
Bürgermeister floh, er verstand die Welt nicht mehr!

Ich hatte wohl etwas zu laut geschimpft - tut das nie Freunde! - denn plötzlich sah ich
mich als Vorsitzenden einer Aktionsgemeinschaft gegen die ASS. Aber ich war entschlossen
zu kämpfen. Zu meinem Stellvertreter wählte man Dr. Alfred Malcherek, rührig,
optimistisch, ein Mann voll Tatkraft und Ideen. Wenige Tage später unternehmen wir die
ersten Schritte. Überall rüttelten wir an verschlossenen Türen. Feindselige Ablehnung bei
Behörden - damit hatten wir gerechnet! Also Druck auf die Parteien, die Abgeordneten
und Aktivierung der betroffenen Bevölkerung! Aber so leicht war das nicht. Die meisten

7


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1992-09/0009