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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1992-09/0139
Heinrich Glarean

(1488-1563)

Vortrag von Hannsdieter Wohlfarth,

gehalten am 2. April 1989 vor Mitgliedern der Philharmonischen Gesellschaft, Freiburg
Meine Damen und Herren!

Wir sind in dieser Vormittagsstunde zusammengekommen, um eines Mannes zu gedenken
, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle im Kulturleben
Freiburgs gespielt hat und der auch heute noch in der Geschichte der Musiktheorie eine
zentrale Stellung einnimmt: Henricus Glareanus, auch »Heinrich Glarean« genannt. Vor einem
Jahr jährte sich sein Geburtstag zum 500. Male. Es ehrt die Philharmonische Gesellschaft
Freiburg und die Herren ihres Vorstands, Herrn Dr. Seidel und Herrn Walter Vetter,
mit der heutigen Veranstaltung das Andenken an jenen großen Humanisten und Musiktheoretiker
aufs neue zu beleben.

Wer war dieser Heinrich Glareanus, und worin bestand und besteht seine Bedeutung für
die Musiktheorie? Welche Impulse gingen schließlich von seinem Wirken auf das Musikleben
der Stadt Freiburg aus? Ich beginne meine Ausführungen mit einigen Hinweisen zur
Person und zum Lebensweg des Henricus Glareanus.

Als dieser Mann im Juni des Jahres 1488 zu Mollis im Schweizerischen Kanton Glarus geboren
wurde, hieß er weder »Henricus« mit Vornamen noch »Glareanus« mit Nachnamen,
sondern Heinrich Loriti oder auch Loretti. Dieser Nachname läßt auf italienische Vorfahren
schließen, doch ist darüber nichts bekannt. Sein Vater hatte vierzig Jahre hindurch die
Stellung eines Ratsherrn in der Ortschaft Mollis inne. Die Familie war also hochangesehen,
und so lag es für den Vater nahe, auch dem Sohn eine gute Schulbildung zukommen zu
lassen. Nachdem der junge Heinrich an seinem Heimatort das Grundwissen erlangt hatte,
gab der Vater ihn 1497 in die Obhut der Stiftsschule in Bern, wo er bis 1501, also bis zu
seinem dreizehnten Lebensjahre, blieb. Sein dortiger Musiklehrer war ein gewisser Michael
Rubellus (eigentlich »Röttli« mit Namen). Bei ihm erlernte er die theoretischen Grundlagen
der Musik. Als Rubellus 1501 Bern verließ, um seine Lehrtätigkeit in Rottweil fortzusetzen,
folgte ihm sein gelehriger Schüler für weitere fünf Jahre dorthin. Wer sich in der baden-
württembergischen Landesgeschichte auskennt, weiß, daß bis zum Jahre 1803 enge Beziehungen
zwischen Rottweil und der Eidgenossenschaft bestanden haben. Am 5. Juni
1506 immatrikulierte sich der mittlerweile achtzehnjährige Heinrich Loriti an der Universität
Köln, wo er fortan Schüler von Johannes Cochläus wurde. Am 11. März 1510 erwarb er
den akademischen Grad eines Lizenziaten und bald danach auch den eines Magisters der
Sieben freien Künste. Damit begann zugleich seine Lehrtätigkeit. Um seine nunmehr erreichte
Gelehrsamkeit auch nach außen hin zu dokumentieren, legte er sich dem Brauch
jener Zeit entsprechend zu eben diesem Zeitpunkt den uns vertrauten Namen »Henricus
Glareanus« zu (»Glareanus« weist ihn als den aus Glarus stammenden Heinrich aus). Zu
seinen damaligen Briefpartnern gehörte übrigens der spätere Schweizer Reformator Ulrich
Zwingli. Wie der große Erasmus von Rotterdam sympathisierte auch Glarean anfangs mit

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