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Das alte Freiburg.
auch der alterthümlichen Privatbauten sich kundgibt. Die Facaden
zahlreicher Häuser sind bereits stilgerecht bemalt und mit den bis zum
Ende vorigen Jahrhunderts üblichen Namen und Wahrzeichen wieder
versehen worden, so dass bald ganze Strassen uns an eine farbenfreudigere
Zeit gemahnen werden.
Von dem gleichen Sinne für liebevolle Bewahrung und sorgsame
Pflege des Alten zeigt sich die Stadtverwaltung selber erfüllt. Unter
vielem Anderen zeugt davon, dass selbst einem Nützlichkeitsbau, wie dem
Hochbecken der neuen Wasserleitung im Sternenwald die an jener Stelle
besonders malerisch
wirkende
Gestalt der stolzen
Thorburg
gegeben worden
ist, welche auf
dem mittelalterlichen
Siegel der
Stadt erscheint.
So steht
denn auch kaum
zu befürchten,
dass hier ungestüme
Neuerungssucht
zerstören werde,
was zur wohlgegründeten
Freude Vieler
durch schicksals-
(Von finem G5<u>ili,<0(bUj(MTiilT?i4n»ta.f
durch glücklich
gerettet worden
ist. Man wird
vielmehr immer
dessen eingedenk
bleiben,
dass Freiburg
mit seinen ehrwürdigen
, wenn
auch oftmals
anspruchlos erscheinenden
Bauten einen
Theil seiner
Eigenart einbüs-
sen würde, für
den sich durch
künstliche Alter-
thümer nie und
nimmer ein Ersatz
schaffen
reiche Tage hin
liesse. In Wahrheit ist eine Strasse von alterthümlichem Gepräge in
ihrer Gesammterscheinung ein geschichtliches Denkmal, das ebenso gut
wie jede Burgruine dem öffentlichen Schutze unterstellt sein sollte.
Wer diese Stadt durchwandert, wird also mit Freuden inne werden,
eine wie ungemein eifrige Pflege die deutsche Baukunst allezeit in
ihren Mauern gefunden hat. Es darf wohl ausgesprochen werden,
dass hier jede neue Richtung mit Verständniss aufgenommen und in
eigenartigem Geiste gefördert worden ist. Von jenem Tage an, da der
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