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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/freiburg1898/0302
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Unser lieben Frauen Münster.

Angesichts eines so gewaltigen und vollendet schönen Bauwerkes
liegt nichts näher, als die Frage, aus wessen Geiste es hervorgegangen
ist, wer den grossartigen Plan ersonnen, wer ihm Leben und Gestalt
gegeben hat. Der soeben geschilderte Westthurm mit der Knappheit
seiner Maasse, mit seiner Kühnheit im ganzen Aufbau ist das Werk
eines Künstlers, der nicht nur den Eingebungen seines Genius, sondern
zugleich den Gesetzen einer reichen Erfahrung folgte. Leider aber
vermögen wir, wie bei so manchen Schöpfungen mittelalterlicher Kunst,
auch hier keinen Namen zu nennen.

Die Ueberlieferung, dass Erwin von Steinbach der Meister auch des
hiesigen Westbaues sei, ist jedenfalls in das Gebiet unhaltbarer Vermuthungen
zu verweisen.

Vielleicht dürfen
wir in jener als Kragstein
dienenden Konsolbüste
unter der ersten
Thurmgallerie das Porträt
des Thurmbaumeisters
erblicken.
Die in einfachen, breiten
Zügen hergestellte
Sculptur lässt das mit

einer barettartigen
Mütze bedeckte bartlose
Haupt eines gereiften
Mannes erkennen
, dessen Züge ernst
und lebenswahr sind.

J8(£f95.

Konsolbüste des Thurmbaumeisters
unter der Achtecksgallerie.

Sein Gewand erscheint
zweitheilig in den noch

schwach sichtbaren
Farben der Stadt (roth
und weiss), wie. es
damals der Sitte entsprach
.

Ob in den übrigen
an jener Stelle befindlichen
Büsten, wie
Adler glaubt, die Familie
des Meisters ver-
muthet werden darf,
lassen wir dahingestellt.

Wie der Hauptthurm
, so sind auch die
Ostthürme, die sogen.

Hahnenthürme, mit durchbrochenen Steinpyramiden abgeschlossen.
Die Umgestaltung dieser Thürme dürfte nach der formalen Behandlung
der Architectur sowie insbesondere der Sculptur in die Zeit fallen, in
welcher man den alten romanischen Chor abgebrochen hat, also in die
erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die gothisehen Obergeschosse sind
mit solchem Geschick auf den spätromanischen Unterbau aufgesetzt und
zeigen eine so vortreffliche und wohlthuende Silhouette, dass auf den
ersten Blick die Thürme wie aus einem Gusse erscheinen und die
stilistische Verschiedenheit der unteren und oberen Theile zunächst
kaum auffällt. Kine wenig ausladende gothische Gurte vermittelt den
Uebergang in das gothische Obergeschoss, dessen Achtecksseiten, entsprechend
den unteren Fensterbildungen, zweitheilige, eigenartig


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