Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/freiburg1898/0310
278

Unser lieben Frauen Münster.

Seiten des Sechseckes, der Kapellenkranz mit sechs Seiten des Zwölfeckes.
Während es nun sonst bisher in der deutschen, wie in der französischen
Gothik Sitte war, dass stets auf einen Pfeilerzwischenraum des Altarhauses
eine Kapellenöffnung traf, entprachen hier einem solchen je
zwei Kapellen, und zwar so, dass die Achse des Intercolumniums nicht
durch eine Kapellenöffnung geht, sondern durch die Trennungswand
der Kapellen, welche hier durch die weit in's Innere vorspringenden
Strebepfeiler gebildet wird. Diese eigenartige Grundrissanlage ist jetzt
vom Chore aus nicht mehr so sichtbar, seit zwischen die Pfeiler, statt
der früheren niedrigen und durchbrochenen Brüstung, vollständige
Wände eingezogen worden sind. Wir haben es hier mit jenem eigen-
thümlichen Grundrisse zu thun, welcher in der Meisterfamilie der Arier
von Köln erfunden zu sein scheint, jedenfalls von Peter Arier zuerst im
Jahre 1351 bei der hl. Kreuzkirche zu Gmünd angewendet und später in
grösserem Maassstabe an böhmischen Kirchenbauten zur Geltung gebracht
wurde. Ganz offenbar beeinflusst von dieser neuen Richtung, welche in
seiner Heimathstadt so glänzend vertreten war, hat dann Johannes von
Gmünd seine Freiburger Choranlage geschaffen. An ein Verwandtschafts-
verhältniss zwischen Meister Johannes und der Familie Arier desshalb
zu denken, wie Dohme es thut, erscheint uns keineswegs erforderlich.

Eine selbständige Fortbildung der Arler'schen Grundgedanken
bedeutet es, dass der Freibur^er Meister seine Kapellen nicht geradlinig
, sondern mit einem ausspringenden Winkel abschloss.

Eine zweite Eigenthümlichkeit des Chores ist die Art der Abdeckung
des Chorumganges und der Kapellen. Man hat nämlich keine Dächer
angelegt, sondern die Kapellen wie den Chorumgang mit grossen
Steinplatten gedeckt, deren Fugen mit Blei vergossen oder vielmehr
verstemmt sind. Wir haben also hier eine in grösserem Maasse durchgeführte
Verwerthung der im Thurme bei der Bedachung des Glockengeschosses
auftretenden Deckenbildung.

Der Chor ist in maassvollen Verhältnissen gestaltet, der Anschluss
an die alten Theile geschickt vermittelt, das Ganze zwar im Aufbau
einfach, aber durchaus würdig und reich im Gesammteindruck.

Besonders belebt erscheint das Aeussere durch die an den Stirnseiten
der Pfeiler angebrachten doppelten Figurennischen und
durch die schon erwähnten späteren Pfeileraufsätze.

Den gekehlten Nischen sind zierliche, auf einer Schräge aufsitzende
Säulchen vorgestellt, welche prohlirte Konsolen tragen. Schlanke Fialen
bilden die seitlichen Einfassungen. Baldachine, die aus verschlungenen,
geschweiften Wimpergen bestehen, ergeben den oberen Abschluss.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/freiburg1898/0310