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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/freiburg1898/0386
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Die Pfarrkirche St. Martin.

Die Wandpfeiler, welche für figurale Malerei ein überaus günstiges
Feld boten, sind mit Darstellungen aus der Legende des hl. Martinus,
des Patrons der Kirche, geschmückt. Die Gewölbefelder enthalten in
Medaillons auf wechselnden Gründen, bald blau, bald roth, schlicht
componirte, musicirende Engel in Halbfigur. Die übrigen Theile der
Gewölbe sind durch zierliches Rankenwerk belebt und schön gezeichnete
Rosetten füllen die Gewölbezwickel. Konsolen, Wanddienste, Kapitelle,
Rippen und Schlusssteine treten durch geeignete Bemalung wirkungsvoll
hervor. Als Material ist für die Gewölbemalerei Casei'n verwendet,
während der figürliche und ornamentale Schmuck al fresco behandelt ist.

In harmonischer Uebereinstimmung mit der Gewölbeauschmückung
befindet sich der Bildercyclus der Seitenwände, welcher den Glanzpunkt
der ganzen Malerei bildet. Die grösseren Mittelbilder werden
durch kuppelartige, architectonische Aufbauten abgeschlossen, während
bei den kleineren das Wimpergmotiv verwerthet ist. Der aus acht
Bildern bestehende Cyclus stellt die Hauptzüge der ehemals sehr volks-
thümlichen St. Martinus-Legende dar: auf dem grossen Mittelbilde den
Eintritt des zehnjährigen Knaben in die christliche Kirche, während
die übrigen Gemälde den Heiligen als Krieger veranschaulichen, ferner
die bekannte Manteltheilung, die nächtliche Erscheinung, bei der Martinus
den Heiland mit der Hälfte seines Mantels bekleidet erblickt, die Landschenkung
durch Bischof Hilarius von Poitiers zur Gründung der Abtei
Tours, die Heilung des Aussätzigen, Martinus als Todtenerwecker und
schliesslich sein seliges Ende, dessen Darstellung eine besonders
anziehende Composition ist.

Nach unten schliesst ein breiter Fries mit einer Musterung der
Sockelflächen ab. Die den Hochaltar umgebenden Achteckseiten sind
mit einem Teppich geschmückt, dem die Symbole der vier Elemente
eingewebt sind.

Die von einem hohen künstlerischen Geiste durchwehten Bilder
zeichnen sich gleichwohl durch eine dem Inhalte der Legende ent-
sprechende schlichte Einfachheit aus. Das ganze Werk wird charak-
terisirt durch harmonisches Gleichgewicht.

Für die stilgerechte Ausführung der Malereien spricht am Deutlichsten
die Meinung eines französierten Kunsthistorikers*), welcher
dieselben für ein ächtes Werk des Mittelalters hält und sich folgender-
massen darüber äusserte: »les precieuses peintures du choeur de Saint
Martin ä Fribourg en Breisgau, executees comme toutes Celles de la
region rhenane, a cette epoque, sous l'influence francaisc

*) Gonae, l'Art f»othiciue.


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