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ESSÄER
ESSÄEH.
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durch Anstrengung der
Phantasie u. öfteres Fasten
zu einer unmittelbaren Anschauung
himmlisclier Dinge
zu erheben; und selbst
in ihren Träumen beschäftigte
sie, nach Pkäo's Versicherung
:, Nichts, als die
Schönheiten der göttlichen
Kräfte. Auch sie suchten,
wie die Gnostiker, die Aufgabe
: wie (1er Ursprang des
Üebels und des Bosen in der
Welt zu erklären sey ? aufzulösen
, und wufsten über
die allegorische Erklärung,
art, worüber sie grofseBücher
dem Bunde übergaben,
weit mehr zu sagen, als
ihre Binder in Judäa.u
„Verschiedenheit desKlima
, der Umgebungen in
der Natur,— mannichfalti-
ger in Judäa, einförmiger
in Aegypten, —- der Verfassungen
, denen sie Dul-
einander gemein» dafs sie
die D ogmen ihrer heiligen
Bücher mit ursprünglich
ägyptischen f in Griechenland
und Asien modificir-
ten, philosophischen und
theurgischen Traditionen
vereinbarten. Die Gnosis
entlüek also essemsche
Kenntnisse, sie mochte sie
nun den Essenern abgebor-
get oder mit ihnen aus einerlei
Quelle geschöpfet
haben , xind verhielt sich
beiläufig zum alten Christen
th um e, wie die essenische
Schule zum Juden-
thume." Anrru d. Iierausg.
dung verdank t en,derVolJr s -
religionen, die um sie die
herrschenden wäre« ; die
fröfsere Entfernung der jü-
ischen Essaer von Gegenden
, wo sie durch Umgang
oder Leetüre Veranlassungen
zu Spekulationen finden
konnten, und die unter
ihnen hergebrachte Sitte
eines thätigen Lebens;
die Nähe der Therapeuten
an Städten und Gegenden,
wo man von jeher so Vieles
von Geheimnissen gesprochen
hatte; die Hiero-
flyphen und dunkeln Bil-
er der fernen Vorzeit, die
sie überall erblickten; der
natürliche Hang der Aegyp-
tier zur Ruhe: — alles Dieses
erkläret uns hinreichend
die Verschiedenheit ihrer
Lebensart, ihrer geistigen
Beschäftigungen , ihrer
Meinungen und Ansichten,
von denen Sie ein klares
Bildsich entwerfen können,
wenn Sie die Versammlungen
der Therapeuten, nach
Philo*s Schilderung, lebhaft
denken."
^Männer sowol, als Frauen
, von welchen sich Viele
sechs Tage lang in ihren
Monasterien einem stillen,
contemplativen Leben gewidmet
und in dieser Zeit
oft gefastet hatten, *) ka-
*) „U eberlumpt f legten^ diese
Essäer von der mieten
Observanz, »ieht vor Son-
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