Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 183
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PYTHAGORAS.

FYTHAGORAS. 183

weil das Volk allenthalben, die
äufserliche Reinlichkeit für ein
Sinnbild der innerlichen anzunehmen
, geneigt ist; wie man
an der Taufe der Juden und
Christen, an den Bädern der
Mahomedaner und andern religiösen
Abwaschungen sehen
kann."

„Die Pythagoräer befolgten
eine besondere Tagesordnung.
Unmittelbar nach ihrem Erwachen
wandelten sie, ihre Leier
am Arm, einzeln einsamen Hainen
oder Tempeln zu, um ihr
Gernüth zu sammlen und ihre
Lebensgeister durch den Klang
ihres Saitenspiels zu ermuntern.
Hierauf gingen sie in ihrer in-
nern Betrachtung Alles durch,
was sie am vorigen Tage, oder
auch schon seit längerer Zeit,
gethan oder gedacht hatten, und
bereiteten sich zu den Geschäften
des Tages vor. Nach dem
Spaziergnnge suchten sie einander
auf und widmeten die
Erstlinge ihrer verjüngten Kräfte
lehrreichen und bildenden
Unterredungen. Dann folgten
körperliche Übungen, wobei
sie sich salben und reiben lie-
fsen. Sie liefen, tanzten, rangen
, warfen nach Zielen u. s. w.
Dadurch schärften sie ihre Sinne
, nahmen in Gewandtheit
und Stärke zu und befestigten
ihre Gesundheit. Indessen
rückte die Stunde zum Mittagsmahl
heran, das aber blofs in
Honig undBrod bestand. Nach
•demselben wurden die öffentlichen
Angelegenheiten besorgt.
Abends wiederholten sie, zu
zwei und drei umherwandelnd,
die Gegenstände ihrer Morgen-
gespräche, beschlossen mit einem
kalten Bade und versamm-
leten sich sodann in gemeinschaftlichen
Speisesälen zum
Abendmalile, welches aus man-
nichfaltigen und nahrhaften

Speisen bestand. Vor und nach
demselben ward geopfert, zuweilen
anch gesungen. Mehr
als zehn Brüder afsen, der grö-
fsern Vertraulichkeit wegen,
nicht miteinander. Der Jüngste
unter ihnen mufste nach der"
Tafel vorlesen; der Älteste aber
hatte dabei den Vorsitz und
das B.echt, die Gegenstände,
worüber gelesen werden mufste
, zu bestimmen. Bei'm Auseinandergehn
— (Diefs geschah
immer vor Sonnenuntergang)
— erinnerte der Alteste sie noch
kurz an die wichtigsten Lebenspflichten
, und an die Hauptgrundsätze
des Ordens. ^JPytha-*
goras Schüler vergafsen nie,
den Tag so zu endogen, wie sie
ihn angefangen hatten. Sie
liberdachten nämlich, ehe sie
ihren Geist durch das Spiel ihrer
Leier entspannten und, so
zu sagen, zur Buhe einwiegten,
Alles, was sie den Tag über
gesehen, gehört und gethan
hatten." '

,,lVIan sieht es dieser Lebens-
ordnung an, dafs dabei eine
tiefe Weisheit zum Grunde
liegt. Durchaus ist das Ver-
hältnifs von Ruhe und Arbeit,
von Essen und Trinken, von
Geistes- und Leibesübungen,
so genau abgewogen, dafs Seele
und Leib nothwendig in einem
Zustande der blühendsten Gesundheit
und Stärke erhalten
werden mufsten. Die zwiefache
"" Selbsterforschung am Morgen
und Abend — welch ein
vortreffliches Mittel, um zur
Selbstkenntnifs, der Grundlage
aller moralischen Verbesserung*
zu gelangen ! Wie herrlich; tum
jeden Fehltritt, -jeden Abweg,
gewahr zu werden, um "federn
Ansätze zur Untugend, er
mochte nun entweder aus einem
Temperamentsfehler, oder
aus Mangel an Vorsicht, her-


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