Freiburger historische Bestände - digital

264 ROSENKREUZ

ROSENKREUZ.

nocli bis jetzt vergeblich, gesucht
wird. Gott Lob! wir
haben sie und den Eingang
dieser innern Mauer gefunden
und die erste Stufe, welche zum
Tempel aufwärts führet, glücklich
erreicht. — Im Gesellengrade
der Maurerei mufsten wir
sieben Stufen des Teppichs betreten
, um zu dem Mosaischen
Pflaster zu kommen, worauf
der Tempel selbst und die beiden
Säulen /. und B. abgebildet
waren. Vielleicht haben
wir jetzt 7 Stufen zu steigen,
um nahe an das, prächtige Thor
des majestätvollen Tempels
der Natur selbst zu gelangen,
in dessen fieiligtlium nur der
acht geprüfte und bewährt erfundene
Rosenkr. eingelassen
wird; wo er sich dann im Besitze
der Kunst und in der ver-
ehrungwürdigen Gesellschaft
aller weisen Meister befindet.
— Glücklicher Bruder, der du
es durch Gottes Gnade soweit
gebrächt hast! Du besitzest
Alles f was dich zeitlich und
ewig beglücken kann. Dir gehorcht
die folgsame Natur ohne
Zwang., Dein helles Auge
schauet in ihr Innerstes und
entzifert ihre so tief verborgenen
Gesetze. Sie leihet dir ihre
Kräfte und ist da thätig wirksam
", wo sie allen übrigen
Sterblichen den Dienst versagt.
Du hast Kenntnifs, und Macht,
und JErlaubnifs, das durch den
Fluch der Sünde inwärts gekehrte
Dicht wieder herauszu-
wendfcn, alle Gerinnung hin-
wegzunehmen, Körper von ihren
harten Schlacken zu reinig
en, helle zu machen und auf
en höchsten Punct der Vollkommenheit
zu bringen. Deine
Meisterhand umfasset alle
Elemente, ordnet sich nach
Willkühr und bauet daraus,
Was ihr beliebt. Ich schweige

von noch höheren Dingen, obgleich
Salomo deren Etliche
nennet, und bete im Stillen an
bei dem Gedan.ken:, siehe! so
grofs war der Mensch," eh' ihn
die Sünde entadelte; siehe/ so
grofs kann der Mensch wieder
werden, wenn er die Sunde unter
den Vufs trill /"

„Nein, Lucifer! Es ist dir
nicht geglückt, das ganze Menschengeschlecht
ganz elend zu
machen. Es gibt noch Edle,
die, ihrer hohen Abkunft'ein-
gedenk, sich durch Gottes Gnade
, durch das Verdienst Christi,
durch die Bruderliebe und Beihülfe
der Ordensoberen mit edlem
Muth und heldenmäfsiger
Standhaftigkeit hinaufarbeiten,
— noch diesseits, des Grabes
zur ehemaligen hohen Würde
des nach dem Ebenbilde des
Schöpfers ursprünglich geschaffenen
Menschen sich Jünauf-
arbeiten. Jauchze nicht darüber
, dafs es dir jetzt noch gelingt
, dein düsteres Lügeni'eich
auf Gottes Erdboden auszubreiten
und, als* Menschenfeind,
unsterbliche Seelen zu yerführen
! Nein ! Zittere, Satan!
Denn, der Zeitpunct nahet mit
schnellen Schritten heran, wo
dir Zaiirn und Gebifs wird angelegt
werden. Noch ehe die
Stirn ine des Weltgerichts dich
und deinen Anhang in den Abgrund
der Hölle* hinabdonnert,
wird dir jenes Kreuz, an welchem
der ewige Gottmensch, unser
Bruder, blutete, — (du kennest
ihn, Lucifer!) — wird dir
jenes Kreuz Hohn sprechen,
wann die siegreiche Fahne Jesu
endlich im. Triumph emporgehoben
und', hoch entfaltet, voll
Majestät über den ganzen Welt-
kreis wehen wird. Jene edlen
grofsen Menschen, welche sich
schon jetzt zu dieser Fahne
sammleu, ihre Kleider gewa-