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270 RUSSLAND,
ren aus seinem Qefolge bei-,
wohnte. Wie wenig Mifs-
trauen mul-ste Cßtharina in diese
Gesellschaft setzen, da diefs,
Alles unmittelbar unter ihren
Augen vorging*,4 ohne dafs sie^
besondre Notiz »davon zu neh-
£nen, schien,!"
„Selbst die Periode der Illu-
niinaten brachte keine Änderung
dann Ii er vor. Endlich
jprach aber die französ. Revolution
aus; und es ist bekannt»
wie sehr die Feinde der Maurerei
dahin trachteten, sie in
den Augen der Welt damit in
Verbindung,** bringen. Was
davon wahr s£;yn.mag, bei der,
gekannten Ausartung derselben
im damaligen Frankreich, wo.
überhaupt der Geist der wall-»
reu Maurerei in seiner stillen
Wirksamkeit mit- dem lebhaften
, ungestümen , . flüchtigen
Character« der Nation wenig
verträglich scheint, wird, vielleicht
nie mit Gewifsheit entschieden
werden J dafs aber an
den Beschuldigungen ihrer Wi-j
dersacher" £s. die Artt.: Baiv^
RU£r und RoBiso^ji] ,„ das
gleiste unwahr und das wenige
Wahre sehr,, übertrieben ist*
liegt wol jetzt,/da wir die bei
der' Revolution thätjgen Triebfedern
kennen^ kjar am Tage.
Doch, Catharina fand es für
»othwendigf ihre Mifsbilligung
g«gen Diejenige;^ ihrer Staats-
diener, von welchen sie wufste,
dafs sie zurr Gesellschaft gehörten
, deutlicher zu erkennen zu
feben; und diese riethen den
rüdern, um allen, Mifsver-
ständnissen auszuweichen, ihre
Arbeiten einstweilen einzustellen
. Diefs geschah allgemein,
wenigstens in der Residenz, jedoch
in der Hoffiuing* ,dafs diese
Mafsregel nur für den Augenblick
stattfinden würde; denn,
Wer sähe wol die Wendung
RUSSLAND,
voraus, welche ;die Begebenheiten
rin Europa, sowie sie
jetzt vor- unsern; erstaunten Blicken
liegen, nehmen würden?
Wie wenig von einern öffentlichen
'Verbote, oder von einer
förmlichen Aufhebung, die
Rede war, zeigte sich bei dem
Absterben des Generals Gelagin"
[Yelaguine], ,,Proyinzialgrofs-
meisters der Gesellschaft. Es
. erging «ine allgemeine Einladung
an die Maurer, sich zur
Veranstaltung seiner feierlichen
Beerdigung als Brüder zu vereinigen
. JDie Anstalten waren
prachtvoll,, ge.trpf^en; ti die
J]rauermusik und dife «Ceremo-
nien waren: angeordnet;; , da
ah er der Polizei limine Anzeige
davon geschehen war, sq nahm
diese. Notiz davon,; und .die
Feierlichkeit unterblieb."
,",In dieser Lage,'befand sich
die,Maurerei in-Rufsland, .als
Kaiser JPatfl den Thron j)estieg
und. 'Sie .mit neirer.• Hoffnung
belebte, Die Anhänglichkeit
des, Monarchen an diese ^Verbindung
war bekannt;, und
es war auch, wie -man, behauptet
, in der That sein fester
Wille, ihr eine öffentliche;Ex;i-
atenz zu verleihen, und- sie auf
die höchste Stufe des Glanzes
zu erheben, ja, sogar die Ansprüche
geltend zu iriac^ien,
Welche in manchen Systemen,
begründet scheinen sollten, Es
wurde, .(behauptet man,); irlgeheim
ein Comite niederge-
setzt, um die Acten zu untersuchen
, die Trümmer der Maurerei
in Rufsland zu; sammlen
und das Ganze zu organisiren,
Pie, Arbeiten waren bereits beträchtlich
vorgerückt, als, der
Malteser Graf Littar>, in Petersburg
, Kermtnjfs davpn erhielt.
Natürlich konnte seinem Orden
diese Absicht des -Monarchen
Nichts weniger, als gieichgül-
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