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594 WEISS.
WEISS.
Gewand mit der feierlichen Anrede
zu üb erliefern: „Empfange
dieses weifse und unbesudelte
Gewand und bringe es dereinst
ohne Flechen vor den Richterstuhl
unsres Herrn Jesus Christus
, damit du das ewige Leben
erlangest! Amen.*' — Gewöhnlich
trugen sie diese weifsen Gewänder
eine Woche lang nach
ihrer Taufe; worauf sie selbige
wieder ablegten und in der Kirch
^ aufbewahren liefsen, damit
sie zum Zeugnifs wider sie gebraucht
werden möchten, inso-
fer^; sie ihren Taufbund brä-
cnert># # .
„Wenn „die Schürze, womit
wir bekleidet sind, unsre ü~n-
schuld anzeigt und das Herz Dessen
, 4ß*#s trägt, nicht Lügen
straft: so mag der Unkundige
darüber lachen und spotten I Erhaben
über den Hohn und die
Bosheit der Gottlosen, wollen
wir uns in da9 Gewand unsrer
Tugen«d hüllen und, geschützt
durch den Beifall unsres Gewissens
, unerschüttert mitten unter
den Schlägen des Mifsge-
schicks stehen."
„Die Kleidung, welche wirklich
auf die Unschuld des Herzens
deutet, ist ein* ehrenvollere^
Abzeichen, als irgend eins, das
je von Königen ersonnen wurde
. Der römische Adler, nebst
allen* Orden der Kitterschaft, *)
sind weit geringer; denn, sie
können durch die Laune der
Fürsten entehrt werden; Unschuld
hingegen ist angeboren
und kann nicht nachgeäfft werden
/*
^,,Ein wahrer Maurer seyn heist:
diesen Hauptgnindsatz. hegen;
sonst ist der Schmuck, den er
[*) S. die Kunsturkk.", B. 1, Abth.
1, S. 177 f., auch Abth, 2, S. 170-
173, und S.429 f.I]
trägt, ein schändendesAbzeichen
(infamy) für den Abtrünnigen
und dient nur dazu, ihn der
Beschämung und Verachtung
blofszus-tellen."
,,Dafs ein Mason sich zur Unschuld
i als zu seinem Haupt-
frundsatze, bekennen soll, darf
ein Erstaunen erregen, wenn
inErwägung gezogen wird, dafs
die Entdeckung von einem göttlichen
Wesen uns zur Kennt-
nifs derjenigen Lebenskunstsätze
(maxims) leitet, welche ihm
wohlgefällig seyn können. —
Unmittelbar an den Begriff:
Gott, reihet sich der Glaube,
dafs Gott Nichts, was böse ist,
billigen könne; und als unsere
Vorfahren sich zuerst zu Dienern
des, Weltbaumeisters, als
zu einer unerläfslichen Pflicht,
bekannten, war ZTnschuld ihr
Glaubensbekenntnis; und sie
legten weifse Kleidung an, als
ein Bild {type) und eine Bezeichnung
ihrer Überzeugung und ihrer
Hingebung in seinen Willen
.'*
„Die Druiden" [s. d. A.!]
„waren bei ihren Opfern und
Feiefgebräuchen (solemn qffices)
mit weifsen Gewändern geschmückt
. — Die ägyptischen
Priester des Osiris" [s. d. Art.!]
„trugen bei dem Dienste der
*Ceres", [s. d. Art.; Isis !] „unter
der man die Gaben der Vorsehung
— die Früchte der Erde
— versinnbildete, Kleider von
schneeweifserBaumwolle; auch
waren die griechischen Priester
von andern Gottheiten weifs gekleidet
."
„Bei jedem sündhaften Schritte
befällt die vernünftige Seele
des Menschen ein Gefühl innerer
Mifsbilligung. Ist nun Jemand
hiervon überzeugt: wie
könnte er dennoch die Gegenwart
einer Gottheit, die sich
nur in guten Werken offenbart,
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