Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 680
(PDF, 183 MB)
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680 ZÖLLNER.

ZÖLLNER.

neue Ansichten abzugewinnen,
und. grofse Ideen zu fassen.
Leicht ward es daher einern sol-
chen Geiste, sich in den verschiedensten
Gebieten der Wissenschaften
tiefe Kenntnisse zu
sammlen, und ebenso leicht, sie
auch Anderen wieder hell und
Mar mitzutheilen. Aber, es
würde ihm dennoch nicht gelungen
seyn, sich in einer so
reichen Fülle, als er sie besas,
die mannichfaltigsten. Kenntnisse
anzueignen, wenn nicht
sein Gedächmifs Alles mit bewundernswürdiger
Schnellig™
keit aufgelafst und mit ebenso
bewundernswürdiger Treue aufbewahrt
hätte. Hierzukam noch
die richtigste Beurtheilung-
kraft, die, überall schnell den
Punct, worauf es ankam, zu
treffen , wufste und ihn in Allem
, was er in öffentlichen Angelegenheiten
oder Privatver-
Eältnissen unternahm, was ihm
sein Beruf gebot oder eigener
Wille verlangte, stets zu Dem
hinleitete, was gerade das Notwendigste
und Nützlichste war.
Und mit Diesem Allem verband
er noch einen Muth, der Nichts
fürchtete, sondern alle Hindernisse
glücklich niederkämpfte,
wofern nicht, sie zu umgehen,
die Klugheit befahl."

Diese seltenen Fähigkeiten
des Geistes standen in einem
schönen Bunde mit den liebenswürdigsten
Eigenschaften des
Herzens. Indem jene ihm Bewunderungverschafften
, erwarben
ihm diese die allgemeinste
Liebe; und Beide vereint machten
ihn zu einem so wohlwollenden
, gemeinnützig - thätigen,
edlen und daher nun auch unver-
gefs liehen Manne. Die Grund--,
läge seines Charactexs war herzliches
Wohlmeinen und sanfte,
Güte. Zärtlich in sein er, Familienliebe
, treu in der Freundschaft
, tief mitempfindend [jeden
fremden Kummer, sich
glücklich fühlend, wenn er hei;
fen konnte, zuvorkommend-
gefällig gegen jeden rechtmafsi-
gen Wunsch, zeigte er sich
überall als den Menschenfreund,
der durch Liebe sich Liebe gewann
. — Waren aber diese Eigenschaften
etwa blofs^das Ge-
•chenk der Natur, die ihn so
mütterlich sorgsam ausgestattet
hatt§? Und wären sie es aucli
gewesen: so war doch wenigstens
die kraftvolle Gewalt, womit
er sich selbst beherrschte,
nicht eine Mitgabe der Natur,
sondern das Werk seiner eige-
, nen Überlegung und seines Willens
. Wer ihn unter Umständen
, wo Andere vielleicht im
unaufhaltbaren Sturme daher-
gebraus'tseyn würden, mit sanfter
Gelassenheit — mit einer
gar nicht zu erschütternden
Ruhe handeln sah, der würde
nicht geahnet haben, dafs ein
heftiges Temperament ihm beigelegt
war, und dafs ex sich
nur durch' frühe Bekämpfung
eines jeden gereizten Gefühls
und durch frühe Gewöhnung,
allein der Vernunft zu gehorchen
, die ehrenvolle Herrschaft
darüber errungen hatte. Sie
zeigte sich besonders fest t nd
unbezwingbar in solchen Augenblicken
, wo er Beleidigern
und selbst empörten Feinden
gegenüber stand. O I sie werden
gewifs im Stillen seine Lobredner
seyn, die Wenigen, die
sein sanfter Character nicht hindern
konnte, ihn aus Übereilung
— ich will nicht sagen: aus
Leidenschaft — anzugreifen;
denn, sie werden es ihm zur
Ehre bekennen müssen: er hat
uns von Herzen vergeben. Und
gibt es ein untrüglicheres Merkmal
einer edlen, von grofsen
Gesinnungen belebten Seele, als


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