Freiburger historische Bestände - digital

94

nur aus dem innern Streben des Wahrheit ahnenden Geistes
freiwillig hervorgehen?

Freiheit des Maurers, — nicht jene-rohe , zügellose Wildheit
ungesitteter-Barbaren 5 nicht jene argwöhnische Selbstsucht
des demokratischen Geistes, nicht die Ungebundenheit
der Leidenschaften und thierischen Triebe, sondern — das
grosse Vorrecht, nach einem sympathetischen Gefühle von
Uebereinstimmung des Wahren, Schönen, Guten zu handeln,
und über alle Hindernisse siegen zu können, die dieser ange-
bornen Anziehungskraft entgegenstehen, diese Freiheit, als
eine nur von oben herab zerschmetterte Säule steht noch auf
ihrem Grunde fest, des Lehrlings unvergessliche Losung. Ihm
sollen ihre Trümmer ehrwürdig und heilig sein, er soll darauf
fortbauen und sicher hoffen, sie dereinst in ursprünglicher
Vollkommenheit wieder hergestellt zu sehen.

Aus dieser Freiheit, dieser zwar eingeschränkten, jedoch
durch Uebung immer wachsenden oder sich entwickelnden
Grundkraft unseres Organismus, vermöge welcher wir uns
dem Ruhpunkt des Weisen nähern können; aus dieser mit dem
Namen des Ordens selbst verflochtenen Freiheit fliesst also
jede unserer Pflichten her. Ohne jetzt zu erörtern, wie alles
ihr Wirken lautere Menschenliebe ist, wie Selbstbeherrschung
und Selbstprüfung unausbleibliche Folgen ihrer Entwicklung
sind, nenne ich nur noch die edelste ihrer Früchte, den gross-
müthigen Gehorsam, womit der Maurer seinen Führer ehrt.
Wie wundervoll, und welcher Palmen würdig ist diese grän-
zenlose Selbstverläugnung im Schosse eines Ordens, der sich
aus allen Ständen seine Mitglieder wählt, der allen Unterschied
der Geburt, der Ehre und des Reichthums aufhebt, um
alle zu erinnern, dass sie der Baumeister des Weltalls zu Brüdern
schuf, dass Brüder hier aus eigenem Antrieb ihren Brüdern
gehörchen, alles ihnen opfern, nur ihr Gewissen nicht;