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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 31
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1954/0030
In der Nacht vom 28./29. Dezember 1947 wurde in dem bei Todtnau gelegenen
Dorf Schlechtnau Alarm geschlagen. Das Grünbächle war infolge des damaligen
Tauwetters, des unaufhörlich strömenden Regens3) und insbesondere auch durch
einen stauenden Erdrutsch4) über seine Ufer getreten und gefährdete drei am
steilen Berghang liegende Gehöfte. Als am darauffolgenden Tage eine amtliche
Ortsbesichtigung stattfand, hatte sich der Bach ein neues, 1—2 m tiefes Bett
gegraben. Die Ortswege und die Wiesentalstraße waren zerrissen, ein Wasserdurchlaß
durch einen Felsblock verstopft, Wiesen und Gärten teils hoch mit
Sand und Geröll überschüttet, teils weggeschwemmt. Ein gutes Stück oberhalb
der obersten Häuser des Dorfes hatten die rasenden Fluten rechts und links
vom Bachbett auf einem mit Hecken bewachsenen Weidfeld das Erdreich bis
auf die Gneis- und Granitfelsen in einer Breite von 6 m und einer Länge
von 50 m abgetragen. Im Wiesengelände der Talebene lag der Schutt, ungefähr
665 cbm, bis zu 60 cm hoch.

Die Bevölkerung von Schlechtnau ging alsbald daran, die verwüsteten Wiesen
und auch die Wege und Stege wieder instandzusetzen und durch Herbeischaffung
von abgeschwemmtem Erdreich neues Gartenland zu gewinnen. Die riesigen, vom
Hochwasser verschleppten Felsblöcke wurden zerschlagen oder verlocht, das neue
Bachbett mit Schutt aufgefüllt, das alte ausgeräumt und die Ufer auf einer Länge
von 50 m durch starkes meterhohes Mauerwerk befestigt. Unverändert blieben
das entblößte Felsgelände und die 42 m lange, 25,5 m breite Erdrutschstelle. Wie
der Augenschein zeigt, wurde durch den Erdrutsch eine Grundmoränenfläche von
beträchtlichem Ausmaß in ungewöhnlicher Höhenlage aufgedeckt. Ob die Quarzporphyr
-, Granitporphyr- und Amphibolitgeschiebe der Moräne durch den Riesen-
wiesegletscher oder durch Transfluenz von dem einst gleichfalls stark vergletscherten
Prägtal her an ihre Fundstelle gelangten, muß noch festgestellt werden.

In derselben Nacht, in der durch einen Erdrutsch die Grundmoräne im oberen
Grünbächletal aufgeschlossen wurde, erfolgte ein gleiches Ereignis im oberen Abschnitt
des Seltenbachtales. Hier hat der Aufschluß eine Breite von 30 m. Ein
Schriftstück, das dem Verfasser von Todtnau zuging, schilderte die Auslösung
des Erdrutsches an der linken Flanke des Seltenbachhochtales und seine Auswirkung
. „Bei dem Hochwasser vom 28./29. Dezember 1947 wurden nach Schätzung
eines Ingenieurs zunächst von einem Erdrutsch, der durch Rohrleitungsbruch herbeigeführt
wurde, ca. 800 cbm Erde gelöst, in den Seltenbach gedrückt und zu Tal
geführt. Hierbei sind aus dem Bachbett noch ca. 150 cbm Steine usw. mitgerissen
worden, so daß die Gesamtmenge etwa 950 cbm Schutt usw. betrug. Der Schutt
wurde in zwei Intervallen und zwar am 29. Dez. 1947 morgens um 2—5 Uhr
und am 29. Dez. 1947 nachmittags 15—17 Uhr angeschwemmt. Zur Wegräumung
des Schuttes waren ca. 1100 Tagwerke zu leisten (ohne die Wiederherstellung der
Straße und des Bachbettes). Es sind an 50 Tagen durchschnittlich 2—3 Fuhrwerke
fünfmal pro Tag gefahren."

3) Nach den sorgfältigsten Aufzeichnungen des Weidfeldinspektors GROMER betrug die
Niederschlagsmenge am 26., 27. und 28. Dezember 1947 in Schönau insgesamt 58 mm, die
Temperatur am 28. Dezember 1947 11 Grad Celsius.

4) Der schlimmste Erdrutsch ereignete sich am 30. Dezember 1801 nördlich von Schönau im
Aiterbachtal, wo durch einen „Erdbruch" ein Haus, das auf dem sog Gupfen stand, „von
oben herab bis in das Tal geschoben und bedeckt wurde. Von den darin sich befindenden
16 Personen wurden 12 lebendig begraben" (Schaubinger 1834).

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