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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 39
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V.

Weltlicher und klösterlicher Besitz im Breisgau

Der Name „Breisgau" tritt uns zuerst in einer St.-Galler Urkunde des Jahres
752 entgegen.

In dieser Zeit Lebt der aus dem Elsaß stammende Graf Ruthard. Er hat aus
dem Besitz des alemannischen Herzogshauses viele Güter an sich gebracht, sowohl
in der Ortenau als auch im Breisgau. Er war es, der i. J. 764 Güter an die Abtei
St. Denis bei Paris verkaufte: in Binzen, Rümmingen, Wollbach, Tumringen, Oet-
lingen, Haltingen und Eimeidingen. Güter in Steinenstadt kamen an St. Martin
in Tours. St. Martin ist der fränkische Stammesheilige. Die alten Kirchen dieser
Zeit sind Martinskirchen, vorher war St. Hilarius herrschend gewesen.

Ein Jahrhundert später treffen wir das Kloster Murbach im Elsaß im Breisgau
an. Es hat Besitz in Rötteln, Schopfheim und Todtnau, in Bamlach, Bellingen,
Schliengen, Heitersheim, Griesheim, Biengen, Ambringen und Schallstadt.

Unmittelbar nach der Niederwerfung des alemannischen Herzogtums verlieh
Pipin der Abtei St. Gallen Einkünfte im Breisgau; es blühte unter dem Schutz der
Karolinger mächtig auf. 807 erhielt es z. B. Güter in Schopfheim, Eichen, Wiechs,
Minsein, schon vorher Besitz in Rötteln.

Aus einer kleinen Zelle an der Alb, die um 870 als Albzelle bekannt ist, entwickelte
sich um 950 inmitten der Schwarzwaldeinsamkeit das Kloster St. Blasien.
Es besitzt große Waldungen und greift nun rodend nach Westen aus. Infolge der
furchtbaren Kämpfe, vor allem in Schwaben, die von 1074 bis 1106 zwischen
Kaiser Heinrich IV. und den Herzögen und Großen des Reiches stattfanden,
wandten sich zahlreiche Ritter und Burgherren von der bösen und wilden Welt ab
und suchten den Frieden der Klöster auf. Es waren vor allem jene, die von dem
Geist des Klosters Cluny in Burgund ergriffen waren, und dazu gehörte St. Blasien
. 1073 sucht sogar Markgraf Hermann I. von Baden, Graf im Breisgau, das
Kloster Cluny auf; 1100 treten 2 Brüder von Wart als Conventualen in St. Blasien
ein und stiften die Propstei Weitenau; 1126 betritt Werner von Kaltenbach
denselben Weg unter Stiftung der Propstei Bürgeln; 1123 verlieren die Burgen Alt-
und Neuwaldeck bei Tegernau ihre Herren, die ihren Besitz St. Blasien vermachen.
So stößt St. Blasien rodend nach Westen vor. Gemeinsam mit den Herren von
Rötteln, von Neuenfels, den Grafen von Zähringen, geht es dem Gebirg des
Schwarzwaldes zu Leibe. Höfe entstehen, auf denen die klösterlichen Gotteshausleute
zu Lehen sitzen; Meierhöfe sind die Mittelpunkte der Verwaltung, und unter
der Linde finden die Tagungen des Niedergerichts statt, während das Hohe Gericht
über Hals und Hand dem Vogt zusteht, einem weltlichen Schutzherrn.

Aber die Vögte eignen sich im Lauf der Zeit mehr und mehr die Güter ihrer
geistlichen Auftraggeber an, vergrößern so ihren eigenen Besitz und schaffen sich
ihr Territorium. Seit dem Reichsgesetz des Stauferkaisers Friedrich II. um 1230
ist es erbliches Eigentum. Zahllose solcher Territorien bilden sich auf dem Leib
des Herzogtums Schwaben, zerreißen es und unterbinden das Zusammengehörigkeitsgefühl
. Vor allem entstehen die Landesfürsten als ganz neue Herrengeschlechter
; sie überschreiten die Stammesgrenzen. Das Land steht vor dem Reich.
Um diese Zeit ist der Name Alemannien verschwunden; seine Menschen nennen
sich „Schwaben".

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