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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 88
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so daß nichts wachsen kann. Der Weizen ist schlecht geraten . . . Ich habe auch 5
Juchart Mais gesetzt, er war schon mannshoch, wir hatten eine Freude damit, aber
wehe, der Fluß war bereits ausgetrocknet. Das wilde Vieh findet keine Weide
mehr und dringt durch den Wald und Fluß. Einmal um Mitternacht wüthen unsere
Hunde grausam. Als wir aufstunden, waren mehrere hundert Stück Vieh im Mais.
Von da an kamen sie alle Nacht, wurden nicht Meister bis alle Stumpen abgefressen
sind . . . Brot müssen wir die halbe Zeit entbehren wegen Wassermangel, sie
können nicht mahlen . . . Kartoffeln haben ganz gefehlt, Tabak gefehlt, Obst keines
, kurz wir müssen viel entbehren. Ich habe 2 Juchart Bohnen gesetzt, das wilde
Vieh hat sie abgefressen . . . Wenn ich Euch schon wollte den Viehbestand beschreiben
, den man hier sieht, ihr würdet es doch nicht glauben. Aber ich sage Euch,
daß hier Leute wohnen, die mehrere tausend Stück Vieh besitzen. Es hat einer mit
2000 Stück Vieh den Weizen der ganzen Kolonie ab 20 Juchart in 4 Stund gedroschen
. Sie haben es zerstampft zu Spreu. Ich sage Euch, diese Drescherei würde
Euch gewiß gefallen . . . An den Werktagen müssen wir alle schwer arbeiten, weil
wir immer mehr Land anpflanzen wollen. Aber an den Sonntagen verweile ich
mich immer mit meiner Büchse im Wald unten am Fluß. Da schieße ich mir ein
Reh, Füchse, ein Gürteltierchen, Stinktier oder ein schöner Vogel, von denen es
hier viel in allen Farben gibt. Auch fangen wir viel Fische. Die Kirche versäumt
uns nicht, denn wir haben noch keine. Wir haben aber die Bibel hier und in dieser
lese ich oft. . . Die Mißernte und die Geldknappheit macht sich sehr bemerkbar.
Durch die Revolution stockt der Absatz. Da heißt es gleich bei den Kolonisten,
wenn wir nur in Europa wären. Ich aber und meine Frau haben immer gesucht
etwas zu verdienen. Auch der Isaak und der Wilhelm sind im Verdienst. Die Frau
wäscht, ich bin an die Administration um Verdienst. Wir brauchen keinen Kredit,
wie die andern."

Schwierigkeiten im Verkehr macht den Kolonisten die spanische Landessprache.
„Auf der Kolonie spricht man nur Deutsch. Damit unsere Kinder die Sprache lernen
, kommt Wilhelm jetzt zu einer Schäferei bei einem Orientalen (= Landeseinwohner
), da lernt er Vieh lassieren und bollieren, der Isaak kommt nach dem
Städtchen San Korsan zu einem reichen Herrn; Rosina ist in Montevideo bei einer
englischen Herrschaft. Sie haben alle schönen Lohn und wir ein schlechtes Jahr.
Wenn es nicht besser wird, ziehen wir weiter ins Land hinein und verkaufen hier
alles."

Aber nicht nur Briefe werden zwischen der neuen und alten Heimat gewechselt,
es gehen auf ausdrücklichen Wunsch auch Sämereien aller Art, Obstkerne und
Steine zur Zucht junger Obstbäume und auch Traubenkerne, um Markgräfler
Reben daraus zu züchten, nach Südamerika, und freudig wird später von dort
berichtet, wie diese oder jene Zucht gut eingeschlagen hat. „Die Pfirsichbäume haben
reiche Ernte gebracht, die Auggener Reben haben noch nicht getragen, aber
im Holz sind sie ganz schön, wir hoffen auf das nächste Jahr", heißt es in einem
Brief von 1868.

Die späteren Briefe lassen erkennen, daß der Erfolg der harten Arbeit nicht
ausgeblieben ist. Immer größere Flächen Land werden von Gugelmeier gerodet
und angepflanzt. 1865 sind 20 Morgen mit Weizen, 12 Morgen mit Mais und 3
Morgen mit Bohnen angepflanzt, 1868 sind es schon 60 Morgen Weizen, 30 Morgen
Mais und 8 Morgen Bohnen. 1865 erntet er 600 Sester Weizen und 400 Sester

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