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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 90
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1954/0089
Anfang der 1870er Jahre baut sich Gugelmeier ein neues großes Haus aus
Backsteinen. Um diese Zeit waren in der Kolonie etwa 20 schöne Steinhäuser. Ein
Brief von 1875: „Wir sind am Bau eines Schulhauses in unserem Teil der Kolonie.
Ich bin in der Leitung des Baues und habe dazu auch ziemlich Geld beigesteuert."
Auch den Bau einer Kirche hat er etwas später mit namhaften Geldbeträgen unterstützt
.

Über seinen wirtschaftlichen Betrieb schreibt er 1885: „Wir sind jetzt ganz
zum Käsen eingerichtet. Täglich machen wir fünf Käse zu je 50 bis 60 Pfund . . .
Viel Arbeit erfordert das Melken. Ich habe aber jetzt eine große Familie und
auch fremde Leute, die helfen. Schüsselin ist seit einiger Zeit mit seiner Familie
bei mir. Er ist fleißig, aber sein loses, ungeschliffenes Maul läßt er immer noch
nicht. Er beträgt sich gar nicht als Landsmann . . . Itzin arbeitet jetzt auch in der
Nähe. Er hilft auf den Estancias bei der Schafschur und verdient horrendes Geld,
aber er verspielt und versauft alles. Ich schäme mich, daß er mein Landsmann ist."
Als sein Bruder sich einmal brieflich erkundigt, wieviel Vieh er jetzt habe, schrieb
er ihm zurück: „Ich bin der glückliche Besitzer vieler Kinder und vieler Rinder."

Bis ins hohe Alter konnte Isaak Gugelmeier seinen Geschäften in Haus und
Feld nachgehen, obwohl er ein „schlechtes Fußwerk" hatte. „Er hat noch gute
Augen und ließt manchmal den ganzen Tag Zeitungen, die wir aus der Stadt mitbringen
", schreibt 1904 sein Enkel Karl Gugelmeier.

Und dann, als man wieder einmal im Markgräfler Rebland den Herbst heimholte
, am 4. Oktober 1906, schloß Isaak Gugelmeier, der treue Alemanne am
Rosario, im Alter von 88 Jahren seine Augen zum letzten Schlummer. Fünf Kinder
, 37 Enkel und 3 Urenkel, die ihn überlebten, trauerten um den väterlichen
Freund und den Schöpfer des Wohlstandes der Familie und die ganze Kolonie um
den „gütigen, weisen und hilfsbereiten Freund und Berater". Als dann die Kolonie
„Neu-Helvetia" im Jahre 1911 ihr 50jähriges Bestehen feiern konnte, gedachte
man auch des Wohltäters Isaak Gugelmeier und würdigte seine Verdienste und
tapfere Pionierleistung im Aufbau der Kolonie; zum ehrenden Gedenken wurde
eine unter seiner Leitung gebaute Straße nach ihm benannt.

Das vom alten Isaak Gugelmeier seinen Kindern und Nachkommen hinter-
lassene Vermächtnis umschloß auch die liebevolle Verbundenheit mit der alten
Heimat und ihrer Muttersprache. Sie fand ihren sichtbaren Ausdruck nicht nur im
weiter gepflogenen brieflichen Verkehr, sondern auch in einer namhaften Spende
des Sohnes Isaak zur Beschaffung der neuen Auggener Kirchenglocken nach dem
ersten Weltkrieg und auch in den letzten Notzeiten, als sich die Enkel der alten
Heimat gegenüber als hilfsbereite Wohltäter erwiesen.

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