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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 110
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gemeindeeigenen Grundstück hinter dem Rathaus stand. Der „Schwarze Bären"
wird schon 1564 genannt und war neben der Stubenwirtschaft das einzige
dörfliche Wirtshaus. Durch Erbschaft kam es über die Küttler an die Koger.
Im 30jährigen Krieg fiel es, wie so manches Haus im Dorf, der Zerstörung
anheim; noch um 1700 lag es als eine „wüste Brandstätt". Nach seiner Heirat
wollte Hans Pfunder die Gebäulichkeiten wieder als Wirtschaft aufbauen. Als
aber ein Koger unmittelbar daneben die Wirtschaft zum „Löwen" eröffnete,
faßte Pfunder den Plan, draußen vor dem Dorfe an der Landstraße ein neues
Anwesen als Wirtshaus zu erbauen. Manche Schwierigkeiten .stellten sich ihm
in den Weg, und es bedurfte des Gewichts seines Vaters, des Niedereggener
Vogts, um schließlich 1705 vom Markgrafen die Genehmigung zum Bauen und
zur Übertragung des Tavernrechts „Zum Bären" auf das neue Gebäude zu
erhalten. In seinen eigenen Eingaben unterschreibt Hans Pfunder als „gehorsamster
Leibeigener Unterthan zu Auggen". Das von Pfunder gewählte
Baugelände — ehemals Leiningerscher Besitz — war über den langjährigen
Vogt Koger an die Gemeinde gekommen. Von dieser kaufte es Pfunder im
Juni 1706 für 330 Pfd. Das Bauholz und die Steine kosteten ihn einschl. Anfuhr
480 Pfd. Trotz der üblen Zeitverhältnisse (spanischer Erbfolgekrieg 1)
konnte der Bau rasch durchgeführt werden. Pfunder hatte auch allen Grund,
auf raschen Bau zu drängen, stand doch sein Widersacher, der Kreuzwirt Frick
in Müllheim, dem ein großer Acker westlich des Bären-Bauplatzes gehörte,
ebenfalls mit der Auggener Gemeinde wegen Überlassung von Baugelände in
Verhandlungen. Pfunder handelte aber dann zielbewußter und rascher. Bis
zum Herbst 1706 war der Bau erstellt. Er zeigt sich im heutigen Bären-Anwesen
nur als Anfang des eigentlichen Bauplanes: auf einem außergewöhnlich
massiven Kellergewölbe — die Lüftungsschächte zeigen eine Mauerdicke von
über 1,50 Meter — stand nur die Wirtschaft (Wirtsstube, Küche und kleiner
Nebenraum) im ersten, ein größerer Saal — wohl für Tanz- und sonstige gesellige
Veranstaltungen — im zweiten Stock. Dies genügte wohl zunächst für
das örtliche Bedürfnis, und die Eheleute Pfunder besaßen ja im Dorf neben
den Ruinen des alten „Bären" noch ein Wohngebäude. Den Anbau des nördlichen
Teils des heutigen Gebäudes mit dem Balkenkeller stellten sie bis zum
Eintritt besserer Zeitverhältnisse zurück. Dieser zweite Bauabschnitt konnte
dann erst in den 1720er Jahren durchgeführt werden.

Hans Pfunder hatte mit seiner Ehefrau seine liebe Not. In seinen Eingaben
um Steuernachlaß nannte er sie sein „Hauskreuz". Sie trinke täglich
4 bis 6 Maß Wein, oft mehr wie die Gäste, und schädige ihn sehr durch ihr
Verhalten. Er mag daher aufgeatmet haben, als sie im August 1721 nach
einem Schlaganfall das Zeitliche segnete. Ein Jahr später holte er sich die
Tochter Barbara des Renovators Dreyspring als zweite Ehefrau, die ihm dann
auch eine tüchtige Hausfrau wurde. Nach Pfunders Tod (1729) heiratete sie
den gleichfalls verwitweten Hirschwirt Schöpf von Dinglingen und regierte
dann noch bald zwei Jahrzehnte als resolute Bärenwirtin. Im vorgeschrittenen
Alter mußte sie die Wirtschaft verpachten, bis sie 1748 der inzwischen verheiratete
Sohn Hans Jakob übernehmen konnte. Drei Jahrzehnte war dieser
Bärenwirt und auch zweimal verheiratet. Die erste Frau war Christina Kno-

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