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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 129
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1954/0128
füllte der ehemalige Volksschüler seine Lücken aus, vertiefte sein Wissen in
Studien an den großen Denkmälern der oberrheinischen Kunst und Kultur,
baute sich seine eigene Weltanschauung auf und malte den Menschen in
wuchtigen Formen, eine Aufgabe, die ihn mehr als das Landschaftsbild fesselte.

In jener fruchtbaren Schaffenszeit fand der Kunstschüler an der Karlsruher
Akademie hervorragende Förderer und Lehrer, in Prof. Fehr den feinfühligen
Erzieher zur neuen Malweise mit Tempera, in Prof. Schmidt-Reutte
den Aktzeichner und Darsteller der menschlichen Form, in Bühlers ersten
großen Bildnissen sich zeigend, und wohl den besten Boden für seinen künstlerischen
Weg gab ihm Meister Hans Thoma, er, der seinem begabtesten
Schüler in und über die Studienzeit hinaus bis zu seinem Tod ein wahrhaft
väterlicher Freund, Berater und starker Förderer war, ist doch auch beider
Herkommen und Entwicklungsgang so nah verwandt. Äußerlich sichtbar ist
von der Kunst dieser Lehrmeister nichts in die Werke Bühlers übergegangen,
die Einflüsse wirkten im Stillen unter der Oberfläche mit und verhalfen in
Technik und Form zur eigenen vielfältigen Kunst.

Aus dem Bewußtsein heraus, daß der wahre Künstler ein ewig Suchender
und Ringender sein muß, wie das innerlich Geschaute und Erlebte sich nach
außen sichtbar offenbaren soll, träumte er schon in der Studienzeit, auf einer
Italienreise in das Land der Künste zu kommen, das ihm aus Büchern und
Bildern bekannt und in dem andere seiner Zunft schon vorher Weihe und
Reife suchten. Vor dieser großen Studienfahrt nach dem Süden verheiratete
er sich am 12.Oktober 1905 mit Johanna geb. Jockerst aus Karlsruhe und fand
in seiner jungen Frau eine gleichgesinnte, der Malkunst mit großem Verständnis
aufgeschlossene und sie selbst ausübende Lebensgefährtin, die zeitlebens
die stille kluge Beraterin im künstlerischen Wirken des Mannes blieb. Mehrere
Jahre mit kurzen Unterbrechungen dehnte sich die Studienzeit in Italien aus;
Florenz, Rom, Capri brachten Erlebnisse und noch wertvollere Ergebnisse. Auf
großen Tafeln entstanden die sinnenden Menschengestalten, die „Nibelungen",
die „Sippe", „Adamskinder", „Hiob", „Totenklage"; Capris Felsenküste gab
das Motiv zum Bild der Mannheimer Nationalgalerie „Dem unbekannten
Gott", das wie die oben genannten starke Beachtung fand. In all diesen Darstellungen
treten die Menschen als monumentale Figuren mit mythologischem
Charakter hervor. Wenn er hier schon zu einer vollen Beherrschung der
menschlichen Gestalt und ihrer großen seelischen Ausdrucksfähigkeit gekommen
war, so trat dies Können noch mehr in dem Auftrag hervor, für die Universität
Freiburg im Vorraum der Aula ein Wandbild zu schaffen (1910—12). Aus dem
reifen Überdenken, den mehreren Entwürfen und nach einem nicht leichten
Kampf mit der handwerklichen Materie der Aufgabe entstand der „Prometheus
", das Sinnbild des Lichtbringers, des Hüters alles Edlen und Guten, von
einer beseelten staunenden Menschenmenge umringt. Die starken plastischen,
dem Monumentalbild innewohnenden Kräfte, deren Wirkung sich kein Beschauer
entziehen kann, führten ihn selbst zur Kunst der Plastik; die „Pieta",
„Theophil" und Kinderköpfe aus der eigenen Familie entstanden.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges schränkte zwar vorübergehend seine
schöpferische Tätigkeit ein, gab ihm aber bald die Gelegenheit, von Freiburg
aus den Kaiserstuhl mit seinen Menschen kennenzulernen und hier wie ein

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