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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 131
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Blättern sein „Nachtigallenlied". Das menschliche Leben, das Werden, Wollen
und Ringen zu zweien mit dem Schicksal, das Auf und Ab des Daseins ist
von Klang und Tönen durchzogen und in die Sponecklandschaft als Bekenntnis
des Künstlers hineingestellt, eine Symphonie, die er dem Lied der Nachtigall
abgelauscht hatte. Doch trat bald wieder mehr die Sponecklandschaft
in seinen kleinen und großen Kompositionen hervor mit einer klingenden
Farbigkeit, die ganz im Gegensatz zu dem gehaltenen Ton der Frühwerke
stand. Auf der Höhezeit seines Schaffens war er Meister der Farbe geworden,
der deren Gesetze erkennen durfte und sie anwenden mußte. Was er an technischen
Mitteln schon lange beherrschte, wurde jetzt durch die malerischen
Gesetze der Farben ergänzt. Er schrieb damals seine Farbenlehre und erläuterte
im Vorwort: „Meine Farbenlehre ist nicht die Frucht langer Forscherarbeit
sie ,ist ein Geschenk, das mir von gütigen Schicksalshänden geworden
ist — sie ist aber auch ein Geschenk an unsere Zeit, denn sie bringt die letzte
Klarheit in die Erscheinung des farbigen Wesens und darüber hinaus Aufhellung
in das Wesenhafte der Dinge überhaupt . .." Ohne diese Farbenlehre ist auch
das Werk des Karlsruher Rathaussaales im Innersten und Tiefsten nicht zu
verstehen, wie auch selbst alle Bildnisse aus der Blütezeit seines Schaffens und
die der späteren Periode in der Farbkomposition unter seinen Farbgesetzen
stehen.

Der Kreis seiner Freunde, Verehrer und Schüler war groß geworden, viele
suchten und fanden den geistigen und künstlerischen Halt bei ihm in der verworrenen
Zeit der Nachkriegsjahre. Von bedeutenden Menschen aus diesem
Sponeckkreis sind prächtige Portraits entstanden: Albert Schweitzer, Franz
Philipp, Dr. Eugen Fischer, Dr. Brenzinger u. a. m., Dichter, Musiker, Philosophen
, Wissenschaftler, scharf gezeichnete Köpfe, oft eigenartig, mit stark
hervorgehobenen einfachen Farbtönen und mit tiefer Verinnerlichung; der
Hand mißt er eine besondere Bedeutung zu, für ihn spricht sie. Sein berühmtestes
Bildnis schuf er von seinem großen Lehrmeister Hans Thoma kurz vor
dessen Tod, den er — obwohl lebensnah — nicht im üblichen Sinn porträtiert,
sondern den Greis als Inbegriff der Weisheit und Güte, als Hüter des Grals
darstellt, der die Stürme des Lebens überstanden und sie hinter sich gelassen
hat. Wie auf diesem so sind auch auf den Bildnissen seiner Angehörigen die
Personen in die weiträumige Landschaft gestellt, schlicht und groß, voll Wahrheit
und Wärme, mit suchenden und sagenden Blicken. —

Sinnen, Grübeln und Suchen ist des Künstlers angeborene Art; es liegt auch
neben der Sinnenfreude und Lust der dortigen Landschaft die Schwermut und
weckt den Künstler, wie auch das Heroische und Hehre der weit ausgebreiteten
Ebene zur Gestaltung drängt. All diese Vielfältigkeit des menschlichen
Gefühls spricht aus den Werken „Das Menschenpaar", „Christophorus" und
„Seele" und mahnen zur Besinnung; vom ausgebauten Sponeckturm aber
gestaltete er „Deutsches Stromland", bei Istein malte er den Klotzen und von
Rötteln aus den Blick ins Tal.

Hans Adolf Bühlers Kunst war trotz aller Anfeindungen groß geworden;
durch die Ausstellungsräume der mitteleuropäischen Großstädte wandern seine
Bilder, sein „Deutsches Stromland" wurde 1938 in Paris mit dem „Grand

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