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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1951-01/0025
sparter Gehälter werden Sie vom Fiskus kaum erhalten. Vor allem aber können
Sie dem zuständigen Naturschutzapostel keine innigere Freude bereiten! Wenn
der nämlich tags darauf die holde Bescherung sieht, dann wird er bei gedämpfter
Trommel Klang eine wundersame, gewaltige Melodei ins Belforter Loch hinüber
pfeifen. Endlich ist die schwere Last, die ihm die Naturschutzbehörde aufgehalst
hat, wie ein Istein vom Herzen geplumpst. Mit begreiflichem Entzücken
sieht er, daß all die botanischen Zeugen eines einst über Mitteleuropa verbreitet
gewesenen Trockenklimas verschwunden sind. Nun endlich ist der Isteiner Klotz
ein ganz gewöhnlicher Felsbrocken, dem man es nicht mehr ansieht, daß vorher
seltsame Käuze, Idealisten, sich die Finger über seine eingebildete Sonderstellung
in unserer Heimat wund geschrieben haben. Vielleicht, aber nur vielleicht
, wird dann der graue Fels vom Hauch der Sage umwittert, daß er einmal
vom Schöpfer dazu ausersehen war, Begebenheiten in der Naturgeschichte aus
längst vergangenen Epochen unserer Heimat in die Gegenwart herüberzuspiegeln.

Bitte, maulen Sie doch nicht weiter in diesem trüben di imoll! Denn wozu all
das Gerede von der „Tropenoase" am Istein, wenn dessen Tropenklima sich nicht
in positive wirtschaftliche Werte umsetzen läßt! Also Wirtschaft, Horatio,
Wirtschaft!

Da denken doch die Dörfler im Rheinvorland viel rationeller, wenn sie alljährlich
im Vorfrühling die „Märzezinkli", die blaue Scilla, massenhaft ausrupfen
und auf dem Lörracher Wochenmarkt körbeweis verhökern. Gerade der Hinweis,
daß diese südländische Sternhyazinthe gesetzlich geschützt ist und also weder
ausgegraben noch feilgeboten werden darf, wird den Umsatz gewaltig steigern.
Denn einmal kann unentwegt und straflos Recht und Gesetz gebrochen werden
und der (die) listige Käufer(in) der (die) ija darum weiß, wird sich eiligst damit eindecken
, solange der Vorrat reicht. Sammle in der Zeit, dann hast du nichts mehr,
wenn die letzten Pflanzen von den sammelnden Eingeborenenkindern restlos
zusammengetrampelt worden sind!

Erlassen Sie also Ihren vor Zorn darüber blau angelaufenen Mitläufern den
Besuch dieser Schandstätten. Verfügen Sie sich mit ihnen hinauf in den Rebengürtel
auf dem Plateau. Dort könnten Sie die letzten Exemplare der Mauswicke,
die die Weinbauern aus ehemals reichen Beständen noch übrig gelassen haben,
ganz bequem in Schutzhaft mitnehmen. Im Zuge Ihres SäuberungsVerfahrens
hätten Sie das weitere Klotzengebiet glücklich von dessen exponierter Stellung
als Besitzer des einzigen Fundortes dieser südeuropäischen Pflanze im gesamtdeutschen
Raum enthoben.

Allerdings, die bizarr geformten und in exotisch prächtigen Emailfarben
lackierten Wunderblumen, die Spinnen-Fliegen-Bienen- und Hummel-Ragwurzen
finden Sie doch nicht. Es wächst nämlich wieder Sanddorn als Schutzwall dort.
Vor dessen Anblick reißt Ihre Horde ja doch aus und rennt an den Huttinger
Fußballplatz. Der ist auch so sinnig in die gefühlvolle und stimmungsgeladene
Naturlandschaft hineinkomponiert. Beim bloßen Anschauen vergißt Ihre Mannschaft
alle bisher erduldeten Mühen. Ohne besondere Ermächtigung dazu fängt
sie mit irgend etwas an zu kicken, erfüllt den Platz mit Radau und den Frieden
der Landschaft mit Entsetzen —t kurz, sie tut ganz wie moderne, erfahrene
Landschaftspfleger. Das wäre zwar durchaus unnötig, denn die hiesigen Ameisenlöwen
brüllen sowieso die ganze Nacht hindurch. Aber vor lauter Viecherei
können Ihrer Liga die anderen Vertreter der ansässigen Fauna Klotziana von
Nachzüglern gern gestohlen werden.

O bitte, machen Sie mir nur nichts weis! Meinen Sie denn, ich glaube Ihnen
den Humbug, daß vor zwei Jahren eine Gottesanbeterin aus dem Tessin auf dem

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