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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1951-01/0036
Nachruf für Karl Herbster.

Am Morgen des 20. März 1948 schloß im Krankenhaus in Lörrach nach
langen Wochen des Leidens Karl Herbster die Augen zum letzten Schlummer.
Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, dessen Fehlen man noch durch Jahrzehnte
hindurch schmerzlich vermissen wird.

Er wurde am 9. August 1874 in Lörrach als Kind eines alteingesessenen Geschlechts
geboren. Seine Wiege stand in der Herrenstraße, und als Herren-
gäßler hat er in seinen Jugendjahren das Städtchen Lörrach erlebt, das damals
noch von regsamem bäuerlichen Leben durchflutet war. Das wäre an sich nichts
Besonderes gewesen, aber bedeutsam wurde es dadurch, daß in dem Buben
eine jener Naturen wach war, wie sie uns zuweilen begegnen, die dermaßen
mit allen Sinnen in das heimatliche Leben eingetaucht sind, daß sie zeitlebens
sich nicht mehr davon zu lösen vermögen. In ihnen waltet nicht nur das ihnen
eigene persönliche Erleben mit vielfältigen und farbenreichen Erinnerungen,
sondern aus den Erzählungen der Eltern und einer warmen örtlichen Verwandtschaft
heraus auch jenes dieses größeren Kreises. Früh schon muß in dem Knaben
der Sinn für Gemüt und Humor aufgegangen sein, der sich zu allen Zeiten
in seinen Äußerungen regte und ihm für sein ganzes Leben treu geblieben ist.
Mit reichen geistigen Gaben paarte sich eine Meisterschaft in der Handhabung
der Muttersprache, mit der er zu Zeiten auch mit treffender Schärfe seinen
Standpunkt zu umreißen verstand. Hatte er einmal Position bezogen, so war
es nicht leicht, ihn davon abzubringen.

Nach etlichen Jahren der Volksschule besuchte er das heimische Gymnasium
, einst die Stätte der Wirksamkeit J. P. Hebels. Beide, Lateinschule
und Präzeptoratsvikari, wurden ihm zu eindrücklichem Besitz und gelangten
zu Dank und Huldigung. Die beiden Söhne, die ihm geschenkt waren, folgten
der Bildungsstätte des Vaters.

Die Berufswahl führte ihn über das Evangelische Lehrerseminar in Karlsruhe
in den Schuldienst an der Volksschule. Grenzach, Meßkirch, Schwetzingen
, Binzen, Rändern und Lörrach wurden seine Anstellungsorte. Er ist also,
ihm zu Heil, nie für längere Zeit aus dem Bannkreise seiner Heimat herausgekommen
; immer blieben die Fäden intakt und bewegt, die ihn mit der Stätte
seiner Jugend, seiner Kameraden und seines Geschlechts verbanden. Zweimal
aber zog er für Wochen aus dem warmen Neste aus, einmal in die nachbarliche
welsche Schweiz, ein andermal nach England.

Besonders das alte Basel blieb ihm unvergänglicher und dankbar behüteter
Besitz; es war ihm auf allen Straßen und Gassen eben auch Heimat, deren
Entwicklung er immer mit wacher und liebender Aufmerksamkeit verfolgte.

Im Rebbauern- und Fischerdorf Grenzach verfiel er der Leidenschaft der
Rheinfischerei. Wie oft sahen wir ihn hinausfahren zur anziehenden Fisch-
weid! Wie kenntnisreich: und fachmännisch wußte er zu erzählen vom Leben
und der Arbeit der Rheinfischerei, vom Geschäft des Fischfangs, von Salmen-
wögen und Bähren! In welcher Bildsamkeit erlebte er die Berufssprache; wie
ging ihm die Natur des Stromes und seiner Gestade, wie das Bild der großen
Landschaft ein! In Grenzach verfiel auch er dem Netz: hier entdeckte er in
der Lehrerin die Frau, die ihm fürsorgliche Gattin und liebende Mutter ward,
die ihn verstand in seinem Wert und seiner Eigenart, die ihm das blanke und
warme Heim bereitete, dessen er aus seinem Wesen heraus so sehr bedurfte.
Spät kam er zur Heirat; allzufrüh — 1930 — mußte sie ihn nach 25jährigem

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