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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1951-01/0046
„Lörracher geschichtlicheErinnerungen" von Karl Herbster. Reb -
mann-Verlag K.-G., Lörrach/Baden. 125 Seiten.

Das Büchlein enthält eine Reihe von 10 Aufsätzen. Diese sind z. T. in den heimischen
Tageszeitungen seit 1921 erschienen, andere sind aus Vorträgen, die der Verfasser
in der Ortsgruppe des Vereins „Badische Heimat" bis 1942 gehalten hat, herausgewachsen.
Es sind kleinere und größere Darstellungen aus der Arbeit Karl Herbsters zur Geschichte
der Stadt Lörrach. Am großen Wurf eines abgeschlossenen Werkes wurde er aber infolge
äußerer Einflüsse gehindert. Der Fehler ist wohl schwer gutzumachen; denn hier war
eine Persönlichkeit am Werk gewesen, die berufen war, die sorgfältig und umfassend
sammelte und sichtete unter Verwertung persönlicher Kenntnisse über Bann und Sippen,
die ihm in reicher Fülle zu Gebote standen. Er entstammte einem alteingesessenen
Lörracher Geschlecht, das zahlreiche Fäden in die Kette der Tradition eingeschossen
hatte.

Aus der Verbindung des St. Alban-Dinghofes und des Pfarrsatzes in Lörrach mit
dem bedeutenden Kloster St. Alban in Basel erklärt es sich, daß die Reformation, von
dort ausgehend, sich in Lörrach schon frühe eine feste Stätte bereitete; jedenfalls ist
hier die erste evangelische Predigt im Markgräflerlande gehalten worden. Wir sehen
nus den Darlegungen über den Ortsteil der „Ufhabi", der an der Straße nach Rheinfelden
liegt, und über die Lörracher Burg, die sich an der Baslerstraße erhebt, die beiden Siedlungskerne
der heutigen Stadt, den bäuerlichen und den adeligen. Erst nach 1678 wuchsen
sie zusammen, als nach dem Brand des Schlosses und Dorfes Rötteln die damals zerstreut
untergekommenen Verwaltungsstellen in der nunmehr zur Stadt erhobenen Siedelung
Lörrach zentral untergebracht wurden in Häusern, die einem gegebenen Modell unterworfen
waren. Diese traten in den jetzt bis auf ein einziges Haus abgerissenen ehemaligen
Gebäuden der alten Wallbrunnstraße in Erscheinung. Aufschlußreiche Darstellungen
verbreiten sich über die Lörracher Geschlechter — ihnen liegen die seit 1590 geführten
Kirchenbücher zugrunde — und über die Flurnamen der Gemarkung, die aus den seit
1537 vorhandenen Berainen ausgezogen, verglichen und gedeutet werden. Gerade hier
stellen wir beispielhaft die Vorzüge fest, die dort zutagetreten, wo der Verfasser
aus dem eingeborenen Blut und dem angestammten Boden herausgewachsen, spricht.
So gründlich, so in die Verwandtschaft eindringend, so aufklärend auch die wirtschaftlichen
Erbgänge zu durchleuchten, ist nur einem berufenen Menschen möglich. Unter
seinen Händen gewinnt alles, was er anpackt, Licht, Farbe und Leben. So folgt der Leser
mit Interesse, Freude und Gewinn dem Lauf der flüssig geschriebenen Erzählungen.

Im überbauten Ortsteil erfährt „das gemurdt Haus und der Frauen von Baden Hof",
der wohl in dem zum Hebelgymnasium gehörigen Garten zu suchen ist, eine ergebnisreiche
Untersuchung, desgleichen in kleinerem Rahmen die St. Anna-Kapelle, die
i. J. 1522 erbaut wurde — gegenüber dem Gottesacker, der damals an der Stelle des
heutigen Hebelparkes seine Stätte hatte.

Mitten in das Lörracher Leben führt uns die farbige Darstellung eines Gemeindestreits
aus dem 16. Jahrhundert, in den noch die Schatten des Bauernkrieges des Jahres
1525 hereinfallen. Er gibt uns einen Einblick in das rechtliche Spiel und Widerspiel
zwischen der Landesherrschaft und ihrem Beamtentum auf Rötteln — dem Landvogt,
dem Landschreiber, dem Burgvogt und der Geistlichen Verwaltung — und dem Meier
des Dinghofes zu St. Alban als dem Vertreter der grundherrlichen Rechte seines Gotteshauses
. In den Streit der untersten Instanzen: Meier und markgräflichem Vogt, mischen
sich auf Anrufen die Vorgesetzten ein, und sogleich erhebt sich der Tumult der Rechtsansprüche
beispielhaft aus dem Getöse der Leidenschaften.

Ebenso ausführlich ist auch der Bericht über den „Lörracher Feldteich und die
Böringer'sche Lehenmatte", im Gelände zwischen Brombach und dem Wintersbuck sich
abspielend, ein Ausschnitt aus der Gemarkungsgeschichte, der örtlich genau festgelegt wird.

Alles in allem: Das Büchlein, um dessen Zustandekommen sich der Museumsverein
sehr verdient gemacht hat, ist ein wohlgeratener und willkommener Beitrag zur Geschichte
der Stadt Lörrach, der seinen Lesern, zumal den Lörrachern, Freude und Gewinn
bringt. Wir sehen dem zweiten Bändchen mit einer weiteren Folge von Aufsätzen
gerne entgegen. Seith.

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