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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-01/0020
zuhalten. *) Wo Ludwig Wilhelm damals nur abwehren konnte — denn aus
Südosten rannte zugleich der Türke an — hat wenig später Prinz Eugen
an den Grenzen des Reiches den Pfahl wieder aufgerichtet. Es ist hier abermals
die alte Erscheinung festzustellen, daß der Dreißigjährige Krieg nicht
nur materielle Zerstörungen bis auf den Grund mit sich gebracht, sondern auch
die Erinnerung an die Ereignisse früherer Zeiten völlig ausgelöscht hat. An
den Bauernkrieg des Jahres 1525 erinnert man sich um 1630 nicht mehr; das
Britzinger Lagerbuch des Vogts Peter Kaltenbach, der um jene Zeit in der
Flucht in Basel die Randbemerkungen in dieses Gemeindebuch eingeschrieben
hat, vermerkt beim Todeseintrag einer sehr alten Frau, daß sie noch vom
Bauernkrieg zu berichten gewußt habe.

Wir müssen schon auf das Jahr 1444 zurückgehen und kommen damit
auf Schicksale, die weit über den Rahmen heimatlicher Geschichte hinausgehen
und in die allgemeine Reichsgeschichte einmünden. Es handelt sich um
den Versuch des Kaisers Friedrich III., die seinen Plänen widerstrebenden
Schweizer mit Hilfe der armagnakischen Söldnerbanden, welche für Frankreich
eine wahre Landplage bildeten, zum Gehorsam und zur Anerkennung der
habsburgischen Oberhoheit zu zwingen. Um 4000 Mann hatte er gebeten;
40 000 Mann erschienen, geführt vom französischen Kronprinzen, dem Dauphin
Ludwig. Er redet offen „von alter Dienstpflicht der Stadt Basel gegenüber der
französischen Krone"; er erklärt auch außerdem, in diese Lande gekommen
zu sein „zur Wiedergewinnung der dem französischen Reiche von alters
unterworfen gewesenen und ihm entfremdeten Gebiete". Es handelte sich also
klar weniger um die Interessen des Kaisers als um die Verfolgung französischer
Ziele.2)

Wir wissen um die Schlacht von St. Jakob an der Birs am 26. August 1444,
wo die 1400 Mann starke Vorhut der Eidgenossen sich mit einem so löwen-
haften Opfermut gegen die Übermacht des französischen Heeres wehrte, daß
der Dauphin von weiterem Vordringen absah. Doch wandte sich die Beutelust
der Armagnaken gegen das Tal des Hochrheins und die Nebentäler. Das
geschah mit einer solchen Wildheit, daß nach dem Beispiel der Eidgenossen
die rechtsrheinischen Bauern aus den verschiedensten Herrschaften, ungeachtet
der Erlaubnis ihrer Herren, sich bei Schwörstadt sammelten und Schanzen
aufwarfen, um den zurückkehrenden welschen Haufen in der Stärke von 4000
Mann ein blutiges Ende zu bereiten.3)

Eine Abteilung dieser Armagnaken mag auch ins Wiesental gekommen
sein, zieht doch ein altbegangener und -befahrener Weg vom Wehratal über
den Dinkelberg ins Wiesental; das ist gewiß der alte Weg der durch Eichen
geradewegs nach Flienken-Wehr führt. Diese Söldner bildeten keine eigentliche
Heeresabteilung. Ihr einziges Ziel war Plünderung und Beute. So mochte es
unter ihnen wohl auch solche gegeben haben, die einander nicht grün waren.
Da lahmte in der Gegend von Schönau einem Reiter das Pferd, das wohl auf
einen Skorpion getreten war. Der Reiter vermutete einen bösen Streich seines
Kameraden und gab ihm böse Worte, andere ergriffen Partei. Die Waffen

*) Kirchenbücher Schopfheim. Totenregister. 1692 Juni 26. — „Schau-ins-Land",
Jg. 1941. — Julius Wilhelm, Aus Lörrach und Nachbarschaft. Lörrach 1932.
S. 31 ff. — ZGO 16/1864, S. 188 ff. — Freiburger Zeitschr. Bd. 31, 1916.
S. 16 ff.

2) Rudolf Wackernagel, Geschichte des Elsasses. Basel 1919, S. 156. — Ernst
Gagliardi, Geschichte der Schweiz, I. Teil. Zürich 1920, S. 168 ff.

3) K. Seith, Das Markgräflerland und die Markgräfler im Bauernkrieg des Jahres
1525. Karlsruhe 1926, S. 26.

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