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Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimatgeschichte
Verlagsort Schopfheim / Druck der Buchdruckerei Gg. Uehlin, Schopfheim
16. Jahrgang Heft 2 1954
Der badische Staatsmann und letzte badische
Außenminister Franz Freiherr von Roggenbach
Von Dr. A. Baumhauer
Wenn man von Schopfheim aus das Wiesental aufwärts fährt, dann sieht
man kurz hinter Fahrnau auf dem jenseitigen Wiesenufer, vor den waldigen
Hängen, die das Tal säumen, den einst so schönen Adelssitz Ehner-
fahrnau. Von einer alten Parkanlage umgeben, kündet das einfache und
doch in edlem Stil erbaute Schloß mit seinem wappengeschmückten Türmchen,
das die Jahreszahl 1622 trägt, von einem badischen Adelsgeschlecht, das in der
Geschichte unseres Landes des öfteren eine rühmliche Rolle spielte, den Freiherren
von Roggenbach. Schloß Ehnerfahrnau war auch der Alters-
sitz des letzten wirklich bedeutenden badischen Staatsmannes, des Freiherrn
Franz von Roggenbach, des Gegenspielers Bismarcks, der als badischer
Außenminister in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom Boden
des „liberalen Musterlandes" Baden aus die deutsche Frage zu lösen hoffte. Das
neue Reich, das unter Preußens Führung durch sogenannte „moralische Eroberungen
" Preußens entstehen sollte, sollte nach dem Wunsche der liberalen
Politiker in Roggenbachs Kreis nach dem Vorbild der gefeierten Verfassung
Englands aufgebaut werden. Als aber Bismarcks harte Hand die preußischen
Geschicke leitete, als er sogar zur Annexion Schleswig-Holsteins schritt, gerieten,
wie der Historiker Franz Schnabel schreibt, die badischen Patrioten in eine
ganz unhaltbare Lage: sie verurteilten entschieden die preußische bismarcksche
Politik und wollten doch die kleindeutsche Lösung, die nur durch Preußen
herbeigeführt werden konnte. Von nun an stand Franz von Roggenbach im
sogenannten „Lager der Besiegten", die wie Kronprinz Friedrich von Preußen
und die Kronprinzessin, wie Großherzog Friedrich und Großherzogin Luise,
der Meinung blieben, daß nur der Ausbau der Reichsverfassung im liberalen
Sinne dem neuen Bau Dauer verleihen könne. In dieser Zeit der Kämpfe und
Irrungen hielten sie Roggenbach bereit als künftigen Kanzler des Reiches für
den Fall, da der alte Kaiser Wilhelm die Augen schloß. — Von diesen Kämpfen
und Irrungen am Rande einer großen Zeit ist Franz von Roggenbachs Leben
erfüllt, sie sollen nun in den einzelnen Etappen seiner politischen Meinungsbildung
und seiner Tätigkeit als badischer Staatsmann beleuchtet werden.
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