Freiburger historische Bestände - digital

Schloß Ehner-F ahrnau

W. Litzelmann

Parteihaupt in der Art des Herzogs von Guise geworden . . . Die Dynastie
dürfte schon jetzt außerstande sein, das Tempo der Politik des Reichskanzlers,
auch wo es in Konflikt mit der traditionellen Politik des Hauses Hohenzollern
und seinen Interessen kommt, zu mäßigen ..." — „Alle europäischen Kabinette
", so schreibt Roggenbach in einer Denkschrift 1874 an Kaiserin Augusta,
„vor allem das russische, haben längst den Eindruck, daß die Persönlichkeit
des Fürsten unfähig ist, Selbständigkeit und Widerstand hinzunehmen. Wenig
bekümmert um Sympathien der Völker und Nachbarn, genügt es demselben,
im Bewußtsein eigener Stärke, soweit es den Interessen seiner augenblicklichen
Politik dient, solche auszunutzen. Es versteht sich bei dieser Methode von
selbst, daß sich dieselben vorbehalten, vorkommenden Falls, wenn es ihnen
dient und es ihre Kräfte erlauben, ihrerseits dieser offen bekannten Selbstsucht
Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Dieses rücksichtslose Verhältnis, in
dem das Deutsche Reich zu allen europäischen Kabinetten steht, und welches
als eine Politik der undiplomatischen, offenherzigen Biederkeit in den offiziösen
Blättern des Reichskanzleramtes gepriesen wird, muß früher oder später dahin
führen, daß sich Verbindungen von verletzten Empfindlichkeiten bilden, die
dann auch stets Interessenkombinationen auffinden, wie sie eine Koalition
bedarf, um Dauer zu gewinnen!" — Roggenbach sieht hier ganz klar und
deutlich voraus, daß Rußland eines Tages von Frankreich zum Bündnis gegen
Deutschland gewonnen werden könnte. Ferner bedauert er die politische Gegnerschaft
des Zentrums und den Widerstand im Elsaß, der nur durch falsche

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