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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-02/0022
Süßwasserschichten. Vom Rand dieser Schicht her fließen Rinnsale herunter
gegen die Talsohle; stellenweise treten in der folgenden Schicht des Hanglehms
Quellen zutage, die als Brunnen gefaßt sind. Der ganze Bergzug samt dem
Sporn mit der Dorfsiedlung ist so mit einem Boden bedeckt, der außerordentlich
fruchtbar ist und sich trefflich für den Ackerbau eignet, vor allem für den
Getreide- und Hackfruchtbau. Gegen Binzen und den talseitigen Hang hinab
dehnen sich nicht geschlossene Rebkulturen, vor allem in der Flur „Renne",
unter der das Waschhaus der ötlinger an der Kander liegt. Aber gegen das am
Bergfuß liegende Dorf Haltingen hinab und um die Nase des Tüllinger
Berges herum bis ins vordere Tal der Wiese zieht sich ein wahrer Gürtel von
Reben, und die Weine von Otlingen, Haltingen und Weil haben einen guten
Klang, der nicht nur die Einheimischen anzieht, sondern auch den nahen Basler
mit ihrem „Bücket" erfreuen. Auf der Höhe gedeiht der Wald des
„Käferholzes". Dicht darunter, wo Steinbrüche liegen, ist karger Boden, der
öde liegt und mit einer dünnen Grasnarbe bedeckt, sich als Schafweide eignet.1)

Das Dorf selbst zeigt die Merkmale des Straßendorfs. Zuweilen liegt ein
Gehöft etwas von der Straßenzeile zurückgesetzt, aber das typische Bild ist
das des Straßendorfs. Was aber bei einem geruhsamen und das Typische suchenden
Betrachten der Gehöfte auffällt, sind die Unzahl gotischer Stilelemente an
Fenstergewändern, Hauseingängen, Stalltüren, Kellereingängen und -vorbauten.
Im Innern finden wir Wendeltreppen und Wohnräume, holzgetäfelt mit
schweren Deckenbalken, Fensterbänke, tief in die dicken Mauern eingelassen,
in einem Schopf eine jahrhundertealte Kelter (Trotte, Torkel) mit hölzerner
Spindel, kurzum: ein wahrhaft „gotisches Dorf", wie wir es kein zweites Mal
in unserer Heimat finden.2)

In Otlingen liegen aber auch die Möglichkeiten einer Vernachlässigung und
hierdurch bedingten Vernichtung am Tage. Da sind vor allem zwei Gebäude:
das sogenannte „K o g e r h a u s", das schon vor 54 Jahren in den „Kunstdenkmälern
des Großherzogtums Baden, V. Band, Kreis Lörrach" verzeichnet und
im Bild festgehalten worden ist, das aber in dieser Zeit auch nicht die geringste
Pflege, geschweige denn die Hilfe durch einen staatlichen Baukostenzuschuß
erhalten hat. Dabei gehört dieser Bau zu den Wahrzeichen ötlingens. Der
zweite Bau ist der alte Meierhof des Klosters der Prediger in
Basel, der an der Abzweigung der Straße nach Binzen liegt,3) auch er nicht

*) Geologische Spezialkarte von Baden, Nr. 152 Lörrach. Aufnahme von Otto
Wittmann.

2) Das ehemalige zweite Beispiel — der Weiler E g e r t e n der politischen Gemeinde
Wollbach — war es noch bis vor etwa 20 Jahren. Merkwürdigerweise waren die schönen
Gebäude nicht in das Verzeichnis der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aufgenommen
worden; das allerschönste, von zwei Parteien bewohnt und durch die Firstlinie
getrennt, wurde durch Backsteinanbauten nach den Traufseiten erweitert, der Treppengiebel
beidseitig zerschnitten, die mit Quadersteinen gesetzten Mauerkanten des alten
Baues zum zwecklosen Mauerteil herabgewürdigt, so daß ein Bild entstand, das wahrhaft
als bejammernswert zu bezeichnen ist. Wo blieben der Denkmalpfleger, der Bezirksbaukontrolleur
, das Bezirksbauamt? Da mußten doch die Pläne der Umbauten vorgelegt
werden, da mußte doch gesehen werden, was da drohte! Nichts geschah, und nun ist
das Unglück da, und was einst ein stolzer und zum Beschauen glückhafter und edler
Bau war, ist heute maßlos verdorben und um jeden Charakter gebracht. Dabei steht
im tiefliegenden Eingang von der Straßenseite her die Jahreszahl 1584 und ist das
originale badische Wappen aus der Zeit der Markgrafen eingelassen. Wahrscheinlich ist
das Haus das erste markgräfliche Forstamt in Wollbach, das in der neuen Zeit dann
nach Lörrach verlegt wurde und dort bis zum Jahr des Verschwindens die alte Bezeichnung
beibehalten hat.

3) Staatsarchiv Basel-Stadt. Klosterarchiv. Prediger. N 60. Otlingen. 1526.

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