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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-02/0028
Papst Sixtus IV. „ihres üppigen, lüderlichen Wesens halben, welches sie wider
ihren geistlichen Staat und weibliche Zucht" führten, verklagt, worauf dieser
anordnete, „daß ihnen durch den Prinzipal des Prediger-Ordens, den Markgrafen
von Rötteln — es war Rudolf IV. — in Gegenwart der Ältesten aus
den Orden der Augustiner, Kartäuser, Barfüßer und des Predigerordens die
päpstliche Bulle verlesen werde, gemäß welcher ihr unordentliches Leben
durch Aufrichtung der regulierten Observanz abgeschafft und sie wieder unter
die Obhut der Prediger versetzt werden sollten." 24) Das geschah im Jahr 1480.
Früher schon, im Jahre 1472, war derselbe Markgraf vom Rat von Basel um
seine Mitwirkung ersucht worden, daß unter die Nonnen von Klingental bessere
Zucht gebracht werde; aber als die Commission erschien, lehnten sich die
ebenso entschlossenen als leichtsinnigen Klosterfrauen förmlich auf, schrieen,
schimpften, drohten ihr Kloster lieber in Brand zu stecken, griffen zu Bratspießen
und Prügeln und nötigten die Commissarien zum ruhmlosen Abzug.

Aber im Jahre 1482 setzten die Nonnen in einem Vertrag, der zu Neuenburg
am Rhein abgeschlossen wurde, durch, daß sie der Aufsicht des Bischofs
von Konstanz für immer entzogen und ihr Kloster unmittelbar dem römischen
Stuhl gegen eine jährliche Rekognition unterstellt wurde.

Dieser Vorgang spielt herein in die Zeit vor der Reformation und dem
Bauernkrieg. Seit langem war der Ruf nach Reformation des Reiches und der
Kirche an Haupt und Gliedern durch die deutschen Lande erklungen. Das
Volk war erregt, und als am 31. Oktober 1517 der Augustinermönch Martin
Luther seine 95 Thesen an das Tor der Schloßkirche zu Wittenberg schlug, da
übertrug nach vielen vergeblichen Versuchen, die immer weiter gesteigerten
Lasten abzuschütteln, der Bauer die Forderung der Freiheit des Christenmenschen
im Evangelium, verbreitet durch jene Flugschrift des Reformators,
auf seine gedrückte soziale Lage und erblickte in ihr die Begründung seiner
Erhebung. Die Allgäuer stellten die 12 Artikel auf, Wendel Hipler weitete sie
aus zu einem großen Reformprogramm politischer Forderungen, Prädikanten
sorgten überall für die Ausbreitung der neuen Lehre. So vermengten sich
Reformation und bäuerliche Revolution. Diese aber wandte sich weiterhin
gegen die Zwischengewalt der Landesfürsten, verlangte deren Zurücktreten
hinter die wieder aufzurichtende Macht des Kaisers, forderte die Zurückdrängung
des römischen Rechts und als Grundlage der Rechtsprechung die
Rückkehr zum guten alten Volksrecht.

„Als Adam grub und Eva spann,
wo war da der Edelmann?"

Die Prüfung nach der Zugehörigkeit eines bäuerlichen Menschen zur Sache
des gemeinen Mannes kleidete sich in die Frage, was das für ein Wesen sei;
darauf mußte die Antwort erfolgen: „Wir mögen vor Adel und Pfaffen nicht
genesen", das war das Kennwort der Genossenschaft mit der großen Verschwörung
des „Bundschuhs". Nach der Niederwerfung der Bauernhaufen durch
den Adel und die Landesfürsten hatten die Bauern des Markgrafen Ernst von
Baden durch die Vermittlung der Städte Straßburg, Basel, Offenburg und
Breisach im Basler Vertrag vom 13. September 1525 erhebliche Erleichterungen
erhalten. Im Gegensatz zu der erfolgreichen Forderung der Markgräfler auf
die Reichung von Brot und Wein beim Fronen erhoben die klingentalischen

24) Basler Taschenbuch auf das Jahr 1862. S. 181.

Karl Friedrich Vierordt, Geschiente der evangelischen Kirche in dem Großherzogtum
Baden. I. Band. Karlsruhe 1847. S. 36 f.

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