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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-02/0044
Das Staatliche Hochbauamt Schopfheim, welches für die Durchführung der
Arbeiten verantwortlich zeichnete, war sich voll bewußt, daß man es bei der Instandsetzung
des Innenraumes nicht nur bei einer Erneuerung der Wand- und
Deckenanstriche bewenden lassen konnte, sondern daß ein „Mehr" getan werden
mußte, um dem kleinen Kirchenraum wieder zu seiner ursprünglichen Gestalt zu
verhelfen.

Es war daher ein lobenswerter Entschluß der Kirchengemeinde, welche auf den
Rat von Herrn Dr. Karl Friedrich Rieber einging und die den Chor so häßlich
versperrende, musikalisch wie liturgisch hier unerwünschte Orgel entfernen ließ.

Als dadurch der Chorraum in seiner alten Schönheit räumlich wieder gewonnen
war, gingen fachkundige Hände daran, die Wände zu untersuchen, nachdem
Herr Denkmalpfleger Julius Wilhelm schon vor mehr als zwanzig Jahren die Vermutung
ausgesprochen hatte, daß unter dem jetzigen Wandanstrich mittelalterliche
Wandbilder vorhanden sein müßten.

Bei dieser Untersuchung stieß man dann tatsächlich im Chor und Langhaus auf
Malereien, deren Wert und Alter allerdings sehr unterschiedlich war.

Daß aber das wichtigste Bild dieser Chorausmalung so gut konserviert .werden
konnte, verdanken wir der Kunst von Fräulein Adelheid Überwasser aus Riehen,
welche vom Staatlichen Hochbauamt auf Empfehlungen des Kreisdenkmalpflegers
für diese Arbeiten gewonnen werden konnte.

Ein hoher rechteckiger Rahmen, vom Boden bis zur Decke des Chores reichend,
umgibt ein gut erhaltenes Fresko, welches von Fräulein Überwasser zunächst aus
der Übertünchung befreit wurde. Es stellt die „Mannalese" dar und zeigt, wie die
Juden beim Zug durch die Wüste durch das vom Himmel herabregnende Brot
wunderbar gespeist wurden. Die Gestalten sind in orientalische Gewänder gehüllt
und stehen in einer bergigen, mit Bäumen bewachsenen Landschaft, die ein Fluß
durchzieht. Unter ihnen steht Moses, in der einen Hand die Gesetzestafel haltend,
mit der anderen nach oben zu Gott weisend, der segnend in einer breiten Wolke
schwebt.

In dieses Bild hinein wächst ein Spitzbogen mit einem Kreuz, welcher sich
zunächst nur als Bemalung darstellte, der jedoch nach weiterer Forschung durch
Fräulein Überwasser sich als ein Stück Sandsteinumrahmung erwies. Nach öffnen
der Wand wurde das vorsichtige Tasten und Suchen dadurch belohnt, daß tatsächlich
die Bekrönung eines Sakramentenhäuschens gefunden werden konnte,
welches zu beiden Seiten noch kleine Konsolen aufweist, auf denen wohl einmal
Heiligenfiguren gestanden haben müssen. Im Spitzbogen, der noch Spuren der
Bemalung zeigt, kniet ein betender Priester im Ornat.

Unter dem Sakramentenhäuschen entdeckte man eine rechteckige Nische, auf
deren Rückwand die sehr gut erhaltenen überaus eindrücklichen Brustbildnisse der
drei weinenden Frauen mit ihren Salbengefäßen am Grabe Christi zu sehen sind.

Diese enge Zusammengehörigkeit von „Sakramentshäuschen" und „Heiligem
Grab" hat Frau Dr. Heimann-Schwarzweber in einer kunstgeschichtlichen Arbeit
behandelt, wobei sie diesmal selber Zeugin des sehr wertvollen Fundes sein konnte.
Ihr Rat für die Restaurierung des kleinen Kunstwerks war daher allen Mitarbeitern
der Denkmalspflege sehr wertvoll.

Die Grabnische wie das Sakramentshäuschen waren s. Zt. wohl nach der Reformation
zugemauert worden, wobei leider die feinprofilierte Umrahmung der
Nische zerschlagen wurde. Es war ein Glück, daß sehr viele Bruchstücke dieser
Sandsteinumrahmung aus der Zumauerung geborgen werden konnten, so daß
man durch gewissenhafte Kleinarbeit die ursprüngliche Profilierung wieder
einwandfrei rekonstruieren und in den Maßen genau festhalten konnte.

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